Sollte "Première Dame" offizielles Amt sein?
Im Wahlkampf hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versprochen, die Präsidentengattin mit einem offiziellen Status zu versehen. Alles andere sei "Heuchelei" angesichts der öffentlichen Rolle, die Partnerinnen des Präsidenten traditionell übernehmen. Aufgrund einer Petition zog er den Plan nun zurück. Hat er vorschnell eine gute Idee aufgegeben?
Präsidentengattin ist mehr als ein Schmuckstück
Der große Widerstand gegen Macrons Pläne passt für Le Monde nicht mehr in die Zeit:
„Alle [Präsidentengattinnen] seit Frau Giscard d'Estaing bekamen [für ihren Einsatz im Wohltätigkeitsbereich] ein kleines Mitarbeiterteam im Elysée-Palast. Genau diese Rolle und diese Mittel will der Staatspräsident klarer umreißen und transparenter machen. Zu Recht. Deshalb ist der gegen die 'Première Dame' eingeleitete Feldzug zumindest rückschrittlich. Es wäre nämlich paradox - und ziemlich demütigend - die Ehefrau eines Staatschefs im Jahr 2017 auf die Rolle eines Schmuckstücks zu reduzieren (das Wort stammt von Valérie Trierweiler, der einstigen Lebensgefährtin François Hollandes).“
Mehr Transparenz wäre schön gewesen
Macrons Vorhaben hätte zu mehr Transparenz geführt, bedauert Helsingin Sanomat den Rückzieher des Präsidenten:
„Wenn die Position offiziell gemacht worden wäre, wären die Ausgaben seiner Partnerin separat veröffentlicht worden und nicht wie bisher in den Kosten des Élysées versteckt geblieben. Brigitte Macron bekommt nun genau dasselbe kleine Büro und denselben Mitarbeiterstab, wie sie ihn als offizielle 'Première Dame' bekommen hätte. ... Dennoch sehen sich Macrons Gegner als Sieger.“
Typisch Macron
Die Auseinandersetzung ist zu einem politischen Problem für den Präsidenten geworden, analysiert die taz:
„Er musste reagieren und versuchen, die Kontroverse zu stoppen, bevor sie auf seine eigene Rolle und Aktion übergreifen würde. Macron vermeidet zugleich die langwierige Prozedur einer Verfassungsänderung, die bei der Schaffung eines offiziellen Status notwendig gewesen wäre. Die angekündigte Charta als Ersatz ist ein Feigenblatt. ... Das Vorgehen dafür ist typisch für die Methode Macron: Er gibt in der Form nach, hält aber inhaltlich an seinen Absichten fest. Das ist sehr durchsichtig. Das Anliegen, in einem Bereich für Klarheit - inklusive bei den Kosten für die Steuerzahler - zu sorgen, bleibt berechtigt.“