Merkel und Macron gegen Sklavenhandel in Libyen
Merkel und Macron haben sich am Rande des EU-Afrika-Gipfels mit den Staatschefs von Libyen, Tschad und Niger getroffen, um einen gemeinsamen Plan zur Eindämmung des Sklavenhandels mit Geflüchteten auszuarbeiten. Demnach sollen unter anderem tausende Menschen aus Camps in Libyen in ihre Heimatländer zurückgeführt werden. Kommentatoren machen ihrer Empörung Luft.
Europa steht in der Pflicht
Die plötzliche Erschütterung der Staatschefs über die Zustände in Libyen verwundert die Frankfurter Rundschau:
„Warum erst jetzt? Welche Verbrechen müssen noch geschehen, damit die Europäer sich an ihre humanitären Werte erinnern, denen sie sich einst verpflichtet haben? Nach ihrer Verantwortung müssen sich aber auch die afrikanischen Staats- und Regierungschefs fragen lassen. ... Und was geschieht mit jenen, die das Pech haben, in anderen Landesteilen versklavt zu werden? Es ist bezeichnend, dass möglichst viele der Verzweifelten in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden sollen. Dabei handelt es sich um schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es geht darum, schnell Menschen zu retten, die in einer Hölle gelandet sind. Das ist auch eine Verpflichtung für Europäer.“
Nur eine neue Migrationspolitik kann helfen
Die Forderungen Macrons sind nicht gerade zielführend, findet Thierry Allafort-Duverger, der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Frankreich in Le Monde:
„Was verspricht sich Emmanuel Macron von seiner in Abidjan geäußerten Forderung, Schleppernetzwerke vor Ort von Militär und Polizei zerlegen zu lassen? Eine weitere ausländische Militärintervention würde die Konfliktspirale in Libyen nur beschleunigen. ... Die Bekämpfung der Schlepper, ohne legale Flucht- und Migrationsalternativen anzubieten, führt in eine Sackgasse. Was über Gelegenheitsgesten hinaus dringend notwendig ist, ist eine echte Änderung der europäischen Migrationspolitik. Jegliches Handeln, das zur Verringerung des Leidens derjenigen beiträgt, die durch die Hölle gehen, muss unterstützt werden. Vor allem aber muss unverzüglich alles beseitigt werden, was das Leid noch verschlimmert.“