Wie olympisch sind die Olympischen Spiele?
Menschen aus aller Welt kommen zusammen, um sich im sportlichen Wettkampf unter fairen Bedingungen zu messen und zur kulturellen Verständigung beizutragen. So lautet der olympische Gedanke. Zum Beginn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang bezweifeln Kommentatoren, dass diese hehren Ziele noch der Realität entsprechen.
Franchise-Unternehmen mit fünf Ringen
Für das IOC sind die Winterspiele nur ein weiteres skrupelloses Milliardengeschäft, glaubt Die Presse:
„Es ist wie in einem Casino: Je länger das Spiel dauert, desto öfter gewinnt garantiert die Bank. In diesem Fall ist es immer das Internationale Olympische Komitee. Ein in der Schweiz ansässiger Verein, in der Führungsriege besetzt mit teilweise zwielichtigen Schwergewichten. Allesamt gut vernetzt - mit maximalem Geschäftssinn. Das Spiel mit dem Produkt ist leicht: Es geht um Macht, Profit und Image. Olympia ist ein globales Franchise-Unternehmen mit fünf Ringen geworden. Dafür werden - aber nur für wirklich gute Partner wie Russland - mitunter die eigenen Regeln über Bord geworfen oder bis an die Grenzen ihrer Belastungselastizität ausgereizt.“
In Europa brennt niemand mehr für Olympia
Asien hat sich zum Zukunftskontinent der Olympischen Spiele gemausert, konstatiert Slate:
„Asien gibt sich mit der Austragung der Sommerspiele 2020 in Tokio nicht zufrieden und hat auch die Winterspiele 2022 für Peking ergattert. [Das japanische] Sapporo ist so gut wie entschlossen, sich erneut für die Winterspiele 2026 zu bewerben. ... Asien hat sich die Zuschläge verdient, denn es zeigt unaufhörlich, wie sehr es für die Olympischen Spiele brennt, während Europa sich immer stärker gegen Austragungen sträubt, wie man am Rückzug Hamburgs, Roms und Budapests in der Bewerbungsphase um die Spiele 2024 sehen konnte, die Paris sich schließlich gesichert hat - aus Mangel an Mitbewerbern. ... Das IOC kann sich glücklich schätzen, dass Asien nicht so kleinlich und weniger kritisch ist.“
Zukunft der Spiele schmilzt dahin
Angesichts des Klimawandels haben die Winterspiele keine Zukunft, fürchtet Aftonbladet:
„Künftig könnten die Spiele gezwungen sein, zwischen einigen wenigen Austragungsorten zu pendeln. Und damit verschwindet der eigentliche Sinn der Spiele. Olympia ist bekanntlich Politik. Und Politik erfordert, dass viele Länder dabei sind. Wenn der Schnee schmilzt, wird auch die Zahl der Teilnehmer sinken, denn wer kann schon ohne Schnee trainieren. Die Lust auf Wintersport wird auch durch das winterliche Umfeld geweckt, weiße Landschaften im strahlenden Sonnenschein. Eine Spur Kunstschnee im Regen kann dieses Erlebnis nicht ersetzen. Während der letzten Spiele hat man alles Mögliche getan, um die Wettbewerbe am Leben zu erhalten. ... Nehmen die Treibhausgase weiter zu, werden viele Wintersportorte aufgeben müssen.“
Schon jetzt steht der Sieger fest
Die Spiele in Südkorea haben mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un schon jetzt einen großen Gewinner, kommentiert Lidové noviny:
„Der Mann kann machen, was er will: sein atomares Arsenal testen, Raketen über japanisches Territorium schicken, am Tag vor Beginn der Spiele auch noch eine große Truppenparade abhalten. Die nordkoreanische Delegation wird trotz allem wie ein lieber Gast begrüßt. Eine Geste. Um damit die sinnentleerten Worte vom Frieden und vom olympischen Gedanken zu unterstreichen. Nichts gegen den Frieden und den olympischen Gedanken! Aber es ist falsch, so bedingungslos und offiziell ein Regime zu begrüßen, das diese verachtet.“