Adams tritt ab: Ende einer Ära bei Sinn Féin
Nach 35 Jahren hat Gerry Adams die Führung der irisch-republikanischen Sinn Féin an seine bisherige Stellvertreterin Mary Lou McDonald abgegeben. Die 48-Jährige kündigte an, die Partei modernisieren zu wollen. Das Medieninteresse gilt aber nicht nur ihren Plänen, sondern viel stärker dem scheidenden Adams, der vielen als der bedeutendste Politiker im Nordirlandkonflikt gilt.
Der eigenen Partei ein Klotz am Bein
Wegen seiner Verstrickung in den nordirischen Bürgerkrieg stand Gerry Adams am Ende dem Erfolg seiner Partei im Weg, analysiert The Irish Times:
„Adams war das umstrittene Bindeglied zwischen den mörderischen Aktivitäten der IRA und der politischen Entwicklung von Sinn Féin. Innerhalb seiner Partei erfreute er sich überwältigender Zustimmung. Doch war er weniger herzlich und entgegenkommend als sein Parteikollege Martin McGuinness es am Ende seiner politischen Karriere war. Zudem fand Adams die Innenpolitik der Republik Irland zutiefst frustrierend. Schließlich wurde er von seiner Partei als der schwächste Punkt im Wahlkampf identifiziert. Politische Gegner und Teile der Medien attackierten ihn pausenlos. Da wurde klar, dass er dem Wachstum der Partei im Weg stand.“
Dunkle Schatten über dem Neubeginn
Die neue Vorsitzende Mary Lou McDonald läutet für Sinn Féin eine neue Ära ein, analysiert NRC Handelsblad:
„McDonald will Sinn Féin als progressive Alternative aufstellen - und das für alle Iren, an beiden Seiten der Grenze, für alle Glaubensrichtungen. Sie will aus der Partei Sinn Féin, die unauflöslich mit dem Kampf für die Republik verbunden ist, eine normale Partei in einem normalen Land machen. ... Die Gefahr für Sinn Féin und Mary Lou McDonald ist, dass Adams noch immer überall ist. Sein Gesicht ist auf riesigen Fotos an den Wänden zu sehen. ... McDonald hat ihre politischen Pläne zurechtgelegt. Aber die große Herausforderung für sie in den nächsten Jahren wird sein, dafür zu sorgen, dass Adams nicht wie ein Schatten über der neuen Sinn Féin hängen bleibt.“