Unilever will von London nichts mehr wissen
Goodbye, London: Nach fast 100 Jahren gibt Unilever seine Zentrale in der britischen Hauptstadt auf. Zukünftig will der niederländisch-britische Konsumgüterriese nur noch einen Hauptsitz haben, und zwar in Rotterdam. Unilever betont, die Entscheidung habe nichts mit dem Brexit zu tun, man wolle die Unternehmensstruktur vereinfachen. Doch dem wollen die Wenigsten Glauben schenken.
Der Brexit verschreckt
Die Standortentscheidung ist vor dem Hintergrund des Brexit zu sehen, analysiert NRC Handelsblad:
„Der große Verlierer ist das Vereinigte Königreich. Auch wenn streng vermieden wird, diesen Zusammenhang zu suggerieren, hat die Entscheidung von Unilever viel mit dem Brexit zu tun. Man kann unter den heutigen turbulenten politischen Umständen in dem Land nur schwerlich Geschäfte machen. Umso mehr, als noch immer höchst unklar ist, wie die Trennung von Europäischer Union und Großbritannien aussehen wird. Ein einsames London, von dem man erst noch sehen muss, welche Verbindungen es mit seinem neuen Ausland knüpfen kann, ist ein Unsicherheitsfaktor.“
Gut fürs Image der Niederlande
De Volkskrant hofft, dass die Niederlande die Standortentscheidung für sich zu nutzen wissen:
„Für Rotterdam ist es natürlich wundervoll, den Hauptsitz eines so großen Unternehmens beherbergen zu dürfen. Auch dem Nationalstolz tut die Entscheidung gut. Doch das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass die Niederlande Unilever bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen können. Zum einen, indem man die Zusammenarbeit mit Universitäten und Unternehmen stimuliert. Und auf der anderen Seite, indem man Aktionäre, die nur auf kurzfristigen Gewinn aus sind, auf Distanz hält. Die Entscheidung für Rotterdam kann den Niederlanden etwas einbringen - doch ein Selbstläufer ist die Geschichte nicht.“