Energie-Notstand in Moldau und Transnistrien

Am 1. Januar läuft der Transitvertrag aus, der die Lieferung von russischem Erdgas durch die Ukraine regelt. Bislang versorgte Russlands Staatskonzern Gazprom auf diesem Weg kostenlos das pro-russische Transnistrien mit Energie – indirekt aber auch die Republik Moldau. Denn im transnistrischen Tiraspol betreibt man mit dem Gas ein großes Kraftwerk und verkauft die Elektrizität nach Moldau. Beide Landesteile haben nun den Notstand ausgerufen.

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Deutsche Welle (RO) /

Russlands letzter Trumpf

Der Rumänische Dienst der Deutschen Welle sieht eine politische Intrige Moskaus:

„Russland hat für die Zeit nach dem 31. Dezember 2024 keine Kapazitäten über die Transbalkan-Pipeline [aus der Türkei] reserviert, um damit Transnistrien zu versorgen. Der letzte Tag, an dem das möglich gewesen wäre, war der 16. Dezember. Eine Unterbrechung der russischen Gaslieferungen an Transnistrien bedeutet den wirtschaftlichen Zusammenbruch für diese Region und eine humanitäre Krise in Tiraspol und ebenso ein Defizit von 40 Prozent bei der Stromversorgung von Chișinău. Russland spielt seine letzte Karte aus, damit der pro-europäische Kurs der Republik Moldau scheitert. Auf diese Weise soll die pro-europäische Regierung kompromittiert werden, kurz vor dem Wahljahr 2025, in dem eine alles entscheidende Parlamentswahl stattfindet.“

Jurnalul National (RO) /

Falsche Diskussion in Krisenzeiten

Jurnalul National kritisiert, dass gerade jetzt die in Bukarest mit der Regierungsbildung beschäftigten Parteien darüber debattieren, Rumäniens Energieministerium abzuschaffen:

„Die Lage kann nur durch massive zusätzliche Strom-Importe aus Rumänien und der Ukraine gerettet werden oder, indem Gas über Alternativrouten geliefert wird – dann aber zu einem wesentlich höheren Preis. In Bukarest wird dagegen darüber diskutiert, das Energieministerium abzuschaffen, und das in einer Zeit riesiger Anspannungen auf dem regionalen Energiemarkt, die noch wachsen werden, weil der Energiepreis künftig nicht mehr gedeckelt werden soll. ... Die Transportrouten durch die Ukraine, ein komplexes Erbe aus der Zeit der UdSSR, laufen aus – und werden nun in einem hybriden Krieg, in dem die Russen Meister sind, brutal ausgenutzt.“

agora.md (MD) /

Abnabelung von Moskau hat ihren Preis

Das wird für Moldau der letzte schwere Winter, hofft agora.md:

„Es stimmt, dass in diesem Winter die Bürger auf beiden Seiten des Dnjestr wieder stark werden sparen müssen – angefangen beim Energieverbrauch bis hin zur effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen. ... Trotz all dieser Herausforderungen gibt es die Hoffnung, dass diese Maßnahmen das letzte große Opfer sein werden, bevor für die Republik Moldau eine neue Phase startet, die energiesicher sein wird, in der man vom russischen Einfluss unabhängig sein wird. Dass jetzt kein russisches Gas mehr durch die Ukraine fließt, bedeutet, dass sich mehrere Staaten strategisch von Russland abnabeln werden. Und das kann nur Gutes bedeuten.“