Recht auf Abtreibung auch in Malta und Nordirland?
Nach dem Ja der Iren zu einer Liberalisierung der strengen Abtreibungsgesetze sind auch in Nordirland und Malta Rufe laut geworden, die dort geltenden Verbote von Schwangerschaftsabbrüchen aufzuheben. Nicht nur in Nordirland und Malta geht die Diskussion über das Thema damit emotionsgeladen weiter.
Brutale Machtdemonstration der irischen Wähler
Nordirland darf der Republik Irland bei der Liberalisierung der Abtreibungsgesetze auf keinen Fall folgen, mahnt der Vorsitzende der Evangelischen Allianz Nordirlands, Peter Lynas, in Belfast Telegraph:
„Die Menschenwürde der Schwächsten in der Gesellschaft zu opfern, ist ein zu hoher Preis für radikalen Individualismus und persönliche Freiheit. Wir sind Beziehungswesen, dazu geschaffen, in Gemeinschaft zu leben. Jeden Tag entscheiden wir, uns selbst im Sinne Anderer Grenzen aufzuerlegen - im Sinne unserer Kinder, Eltern, Nachbarn und Freunde. Die Republik Irland hat eine brutale Machtdemonstration erlebt. Die politische Elite und die Medien taten sich zusammen, um das grundlegendste Menschenrecht außer Kraft zu setzen. Die Macht des eigenen Lebens wurde dafür eingesetzt, den Allerschwächsten das Recht auf Leben zu verweigern.“
Zwei Frauen blockieren Recht auf Abtreibung
Warum Frauen in Nordirland nicht so schnell ein Recht auf Abtreibung bekommen werden, erklärt Dnevnik:
„Die Frauen in Nordirland sind als britische Bürgerinnen zweiter Klasse Opfer eines noch härteren Abtreibungsverbots als das, das in Irland galt. ... Auch sie wollen nun ein Referendum. Doch die britische Regierungschefin May traut sich nicht, dazu etwas zu sagen, da ihre Minderheitsregierung abhängig ist von der Unterstützung einer der gesellschaftlich rückständigsten Parteien Europas: der größten nordirischen Partei DUP. Die DUP - ebenfalls von einer Frau, Arlene Foster, geführt - ist gegen Abtreibung. Der Ausgang des Referendums in Irland bringt den Frauen in Nordirland und auch den 1,25 Milliarden Frauen weltweit, die noch keinen Zugang zu sicheren Abtreibungen haben, neue Hoffnung. Und das trotz der beiden Frauen, denen Politik mehr bedeutet als die Rechte der Frauen.“
Niemand will sich die Hände schmutzig machen
Malta braucht endlich eine offene Debatte zum Thema Schwangerschaftsabbruch, fordert Malta Today:
„Wenn sich jemand in Malta für die Legalisierung von Abtreibungen ausspricht, wird das als nationaler Verrat, als Aussage des Teufels persönlich, als Sünde betrachtet. ... Ganz abgesehen davon, dass keiner Angst haben sollte, seine Meinung zu äußern, geht es darum, endlich eine Debatte zu führen und zu erkennen, dass es gesellschaftliche Abgründe voller Verzweiflung gibt, die man nicht vergessen darf. Die derzeitigen politischen Führer ignorieren das und reichen den schwarzen Peter an die nächste Generation weiter. Es sind aber auch keine vielversprechenden politischen Realisten oder wenigstens eine Handvoll Aktivisten zu sehen, die bereit wären, sich die Hände schmutzig zu machen. ... Daher sollten die Medien in dieser längst überfälligen Diskussion eine viel größere Rolle spielen.“