Neuer Nowitschok-Fall in Großbritannien
In der Nähe des britischen Salisbury sind erneut zwei Menschen bewusstlos aufgefunden worden, die mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden waren. Laut britischer Polizei seien die beiden mit einem "kontaminierten Gegenstand" in Berührung gekommen. Ob dieser vom Fall Skripal übrig geblieben ist, oder ob wahlweise russischer oder britischer Geheimdienst hinter der erneuten Vergiftung stecken - darüber spekulieren Journalisten.
Russland steckt wieder dahinter
Ukrajina Moloda ist sich sicher, dass auch diese Vergiftung auf das Konto des russischen Geheimdienstes geht:
„Russische Medien begrüßten die Nachricht über die neue Vergiftung mit Nowitschok mit Enthusiasmus. Es ist völlig unklar, was bei Euch [Briten] vor sich geht, doch Ihr beschuldigt uns, so etwas war zu lesen. Sogar das liberale russische Internet-Portal Gazeta.ru gab gestern die Nachricht über den neuen Vergiftungsfall mit der triumphierenden Überschrift 'Mächtiger Schlag gegen den Skripal-Fall' bekannt. Doch in Wirklichkeit kann man auf die Sache auch aus einem anderen Blickwinkel schauen: Der russische Geheimdienst hat erneut jemanden vergiftet, doch diesmal komplett Unschuldige, damit die Anschuldigungen in der ersten gezielten Vergiftung so absurd wie möglich erscheinen.“
Geheimdienste haben diesmal nichts damit zu tun
Boris Zhuikow von Echo Moskwy hingegen hält es für unwahrscheinlich, dass Moskau etwas mit dem aktuellen Fall zu tun hat:
„Eine Version der Geschichte besagt, dass dies eine neue Aktion [von russischer Seite] war, um die Ermittlungen in die Irre zu führen. Doch eine solche Provokation wäre wenig zielführend, schon allein deshalb, weil sie gefährlich ist und den Ermittlern neue Daten verschaffen könnte. Und wenn man die russische Version heranzieht, dass alles eine Provokation der Briten war, so macht ein erneuter Giftanschlag erst recht keinen Sinn. Ein guter Bekannter von mir, der in England lebt und arbeitet, beteuert, dass er dort keinen einzigen Menschen getroffen hat, der diese Theorie ernst nehmen würde. Und dies, obwohl die Briten ein durchaus kritisches Verhältnis zu ihrer Regierung und ihren Geheimdiensten haben.“
Täter waren vermutlich Putin-Gegner
Guardian-Kolumnist Simon Jenkins will ebenfalls nicht glauben, dass der Kreml hinter dem neuen Fall steckt - und auch nicht hinter der Skripal-Vergiftung:
„Man würde erwarten, dass die zuständigen britischen Minister drei Monate nach dem Giftgasanschlag auf die Skripals in der Lage wären, Beweise für all die Vorwürfe [gegen Russland] vorzulegen. Es ist mir unbegreiflich, welches Motiv der Kreml haben könnte, vor einem oder während eines sportlichen Ereignisses, das von so gewaltiger chauvinistischer Bedeutung für Russland ist, Morde auf fremdem Staatsgebiet zu verüben. ... Das offensichtlichste Motiv für diese Anschläge würde doch sicher jemand haben, der Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Verlegenheit bringen will. Das sind viel eher seine Feinde als seine Freunde oder Angestellten.“