Neue Erfolge, neue Kritik: Die Pride im Wandel
Regenbogenfarben, fantasievolle Kostüme, Musik und Hunderttausende Menschen auf den Straßen: In vielen Städten Europas fanden an diesem Wochenende von der LGBT-Bewegung organisierte Pride-Paraden statt. Exemplarisch bringt diese Presseschau Stimmen zu den Veranstaltungen in Budapest, Madrid und im polnischen Wallfahrtsort Częstochowa.
Kampf um die Straße ist gewonnen
Dass die diesjährige Budapest Pride von weit weniger Gegendemonstranten angefeindet wurde als in den vergangenen Jahren, freut Kettős Mérce:
„Es ist klar: Die Tatsache, dass 10.000 Menschen demonstrieren und sich nur 120 Gegendemonstranten finden, steht nicht dafür, dass LGBTQ-Menschen in der ungarischen Gesellschaft akzeptiert werden. Aber sie zeigt, dass eine Demonstration gegen Homosexuelle niemanden mehr mobilisiert. Das ist uninteressant geworden. Der Kampf um die Frage, ob die Straße den Demonstrierenden gehören darf, ist entschieden. Diesen Kampf hat die Gemeinschaft der Budapester und ungarischen Homosexuellen innerhalb eines Jahrzehnts gegen die Rechtsradikalen gewonnen. ... Es war viel Arbeit und endete mit einem Sieg.“
Auch Katholizismus muss Protest aushalten
In Polen fanden dieses Jahr 12 Pride-Märsche statt. Erstmals gab es am Sonntag eine Parade in Częstochowa, wo sich mit der Ikone der Schwarzen Madonna das wichtigste katholische Heiligtum des Landes befindet - weshalb die Veranstaltung nicht unumstritten war. Polityka kommentiert:
„Lasst uns klarstellen, dass es beim Gleichstellungsmarsch in Częstochowa nicht nur darum geht, die Rechte von LGBT-Menschen gegen Aggressionen von sogenannten Konservativen zu verteidigen. Es geht auch darum, zu zeigen, dass auch der Katholizismus Kritik und Protest aushalten muss. Was euch heilig ist, muss uns nicht heilig sein, aber unsere Rechte müsst ihr genauso respektieren, wie wir eure Rechte respektieren.“
Ausgerechnet LGBT-Community intolerant
In Madrid haben die Organisatoren der Pride weder den Ministerpräsidenten der Region noch andere Konservative des Partido Popular eingeladen, den Marsch anzuführen. Intoleranz steht der Bewegung überhaupt nicht, murrt El Mundo:
„Die Organisatoren der Gay Pride in Madrid haben ideologisches Sektierertum an den Tag gelegt. Was als Feier der Toleranz und des Zusammenlebens in die Geschichte eingehen sollte, erhielt durch diese Entscheidung einen Kratzer. ... Die Intoleranz hat sich einer Bewegung bemächtigt, die aus dem Geist der Integration derjenigen entstanden ist, die noch bis vor wenigen Jahren am Rande der Gesellschaft lebten oder ihre Identität aus Angst vor Ausgrenzung verleugneten.“