Trump greift US-Notenbank an
Weil sie die Zinsen zuletzt weiter angehoben hat, hat Donald Trump die US-Notenbank Fed kritisiert. Er sei "nicht begeistert", ließ sich der US-Präsident in einem Interview zitieren. Die Fed solle sich zurückhalten und ihm "etwas helfen". Dass Trump die Unabhängigkeit der Notenbank offen infrage stellt, alarmiert auch europäische Kommentatoren.
Fed ist keine Spielwiese
Trump spielt mit dem Feuer, wenn er den Eindruck erweckt, er stelle die Unabhängigkeit der Notenbank infrage, warnt Spiegel Online:
„Mit seinen Handelskriegen und seiner unberechenbaren Art hat Trump ohnehin schon bei vielen Investoren Zweifel geweckt. Dass sie trotzdem noch fast alle auf die US-Wirtschaft setzen, dürfte vor allem daran liegen, dass sie auf die Fed vertrauen. Die Notenbank wird es im Zweifel schon richten. Diesen unerschütterlichen Glauben setzt Trump aufs Spiel, wenn er weiter zündelt. … [D]ie Notenbank eignet sich ebenso wenig als Spielwiese für seine vulgär-wirtschaftliche Deal-Denke wie die internationalen Handelsbeziehungen. Auf beiden Feldern gibt es unglaublich viel zu zerstören, was über Jahrzehnte gewachsen ist - und was sich auch nicht mal eben wieder reparieren ließe.“
Leitwährung in Gefahr
Sollte der US-Präsident tatsächlich die Entscheidungen der Fed beeinflussen, droht den USA das Schicksal von Hyperinflations-Ländern wie Venezuela, warnt Die Presse:
„Selbstverständlich darf die Politik die Notenbank kritisieren. ... Haarig wird es, wenn die Politik beginnt, ins Tagesgeschäft der Notenbank einzugreifen. Das ist der erste Schritt in Richtung Abgrund. Trumps 'Wunsch', die Fed möge ihm bei seiner Politik 'etwas helfen', ist da schon sehr nahe dran. ... [Z]iemlich sicher ist die Fed stark genug, unsinnigen Präsidentenwünschen zu widerstehen. Sie hat schon anderes ausgehalten. Aber hellhörig sollte man schon werden, wenn der Chef der mächtigsten Industrienation beginnt, in so abenteuerliche Gefilde abzudriften. Denn im Gegensatz zum venezolanischen Bolivar, der uns herzlich egal sein kann, steht hier die Weltleitwährung auf dem Spiel.“
Präsident fürchtet um seine Lorbeeren
Trump wird getrieben von der Angst, dass Fed-Chef Jerome Powell ihm die Party an der Wall Street vermiest, wo die Kurse derzeit ein Rekordhoch erreichen, vermutet L'Echo:
„Befürchtet er die Auswirkungen eines zu starken Dollars? Das ist gut möglich. Es ist zu erwarten, dass der egozentrische US-Präsident sich die Rekorde an der Wall Street persönlich zuschreiben wird. Er hat der Börse durch seine konjunkturfördernde Steuerpolitik zwar einen kräftigen Anschub verliehen, der Großteil des Kurshochs der vergangenen neuneinhalb Jahre ist jedoch der Verdienst der Technologiewerte (der Gafa-Unternehmen) und der äußerst flexiblen Währungspolitik der Federal Reserve im Zuge der großen Krise 2007-2008, während der die Kurse an der US-Börse um mehr als 55 Prozent eingebrochen waren.“