Braucht Frankreich mehr Arabisch-Unterricht?
Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer will den freiwilligen Arabisch-Unterricht an öffentlichen Schulen ausbauen, unter anderem "um dieser Zivilisationssprache ihr Prestige zurückzugeben", wie er sein Vorhaben begründete. Aus dem konservativen und rechtsextremen Lager erntete er scharfe Kritik. Französische Kommentatoren erklären jedoch, warum sie die Pläne für richtig halten.
Alles andere wäre verbrecherisch
Die Pläne Blanquers sind richtig, betont Jack Lang, Leiter des Pariser Instituts der Arabischen Welt und früherer Kulturminister, in Le Monde:
„Wenn wir das Arabisch-Angebot an unseren Schulen ausbauen, schaffen wir die Bedingungen für einen Unterricht, der den Laizitätsprinzipien und somit den Werten der Französischen Republik entspricht. Das ist genau das Gegenteil von dem, was uns die Panikmacher einbläuen wollen. Dieses Ziel aufzugeben, wäre verbrecherisch. Denn so würden wir den Arabisch-Unterricht den islamistischen Vereinen überlassen. Im besten Fall wären wir somit schuld daran, dass die Trennlinie zwischen Sprache und Religion verschwimmt. Im schlimmsten Fall würden wir den Nährboden für den Rückzug ins Identitäre oder eine gefährliche Radikalisierung bereiten.“
Das richtige Signal an Islamisten
Ein verstärktes Arabisch-Angebot an staatlichen Schulen wäre eine klare Botschaft an islamische Fundamentalisten, argumentiert die Menschenrechtsaktivistin und frühere Journalistin bei Charlie Hebdo Zineb el Rhazoui in L'Obs:
„Ein fakultativer Arabisch-Unterricht darf nicht als Antwort auf das Verlangen nach identitärer Abschottung gestaltet werden, und erst recht nicht als ausreichendes Mittel angesehen werden, um den radikalen Islamisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. ... Der arabischen Sprache wieder ihren guten Ruf zurückzugeben, indem sie an französischen Schulen gelehrt wird, ist vor allem eine Bestätigung des französischen Universalismus. Und es ist eine Gelegenheit, den Islamisten in Frankreich zu sagen, dass die immer gleiche Leier von einer rassistischen Unterdrückung nicht mehr funktioniert, da die französische Gesellschaft nicht eine Kultur ablehnt, sondern eine Ideologie.“