Ist Kroatiens Furcht vor Flüchtlingen übertrieben?
An der EU-Außengrenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien sitzen derzeit Hunderte Flüchtlinge fest. Die Polizei hindert sie daran, in die EU zu gelangen. In Kroatien ist eine Debatte über den Umgang mit den Migranten entbrannt, ein Lokalpolitiker forderte, sie mit Stacheldraht und Maschinengewehren vom Grenzübertritt abzuhalten. Für Kommentatoren aus Kroatien eine völlig überzogene Reaktion.
Gewalt scheint die einfachste Lösung zu sein
Der Journalist Boris Vlašić empört sich in Jutarnji list über den Vorschlag des Lokalpolitikers Martin Pauk, Migranten mit Stacheldraht und Waffengewalt am Grenzübertritt zu hindern:
„Ein Maschinengewehr kann 100 bis 600 Schuss pro Minute abgeben, was vom Modell und der Laune des kroatischen Schützen abhängt. Eine MG-Kugel durchschlägt Hauswände, es gibt also kein Versteck. Hat dieser kroatische Schütze ein Hirn wie Martin Pauk, verschießt er alles, was er zur Verfügung hat. ... Wir würden, weil wir uns nicht anders zu helfen wissen, auf verzweifelte Menschen im kalten Wald schießen. Wahrscheinlich, weil es einfacher ist, ein rückständiger Idiot in einer Maschinengewehr-Stellung zu sein, als ein Mensch.“
Verräterische Angst vor dem Anderen
Für Novi list ist die hysterische Debatte über Flüchtlinge ein Zeichen von Schwäche:
„Was sagt uns diese dramatische Angst vor dem Anderen über das Selbstbewusstsein unserer Rechten und Nationalisten? Aus ihrer panischen Reaktion ist zu schließen, dass Kroatien nicht stark und mächtig ist, sondern ein sehr schwaches und ungeschütztes Land, wenn es sich von einer Handvoll Migranten bedrohen lassen kann. Wovor haben die großen Kroaten jetzt Angst? Ist ihr Vertrauen so schwach? Ist es möglich, dass Kroatien so schwach ist, dass es Menschen nicht helfen kann, die Hilfe benötigen? Was ist das für eine Macht, (nannte Verteidigungsminister Krstičević Kroatien nicht kürzlich eine Regionalmacht?) die ein paar Dutzend Menschen, die verzweifelt Schutz suchen, nicht verpflegen und schützen kann?“