Zwei Jahre Bürgerkrieg im Sudan

Zwölf Millionen Menschen auf der Flucht, akute Hungersnot, "ethnische Säuberungen" – die Zwischenbilanz nach zwei Jahren Bürgerkrieg im Sudan fällt verheerend aus. Die Uno spricht von der größten humanitären Krise der Welt. Ende März konnte die nationale Armee die Hauptstadt Khartum und weitere Gebiete von den Rapid Support Forces (RSF) zurückerobern, doch ein Ende der Kämpfe zeichnet sich nicht ab. Wie weiter?

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Le Monde (FR) /

Endlich zur Priorität machen!

Drei französische Parlamentarier schlagen in Le Monde Alarm:

„Die Zivilisten erleiden tagtäglich Gewalt, Verfolgung und Willkürherrschaft. Die Berichte und Videos, die wir erhalten, zeigen willkürliche Hinrichtungen und Folterungen. Sexualverbrechen werden von den RSF als Kriegswaffe eingesetzt. Frauen und Mädchen werden tage-, ja monatelang gefangengehalten und vergewaltigt. … Über 25 Millionen Menschen, das ist die halbe Bevölkerung, sind von extremem Hunger betroffen, so das Welternährungsprogramm. ... Der Sudan muss wieder zur Priorität auf der UN-Agenda werden. Der Sicherheitsrat könnte einen Minimalkonsens für eine Friedensmission mit klarem Mandat anstreben: weitere Massaker verhindern und Hilfsgütertransporte ermöglichen.“

Tages-Anzeiger (CH) /

Wegschauen ist zynisch und unklug

Der Tages-Anzeiger warnt:

„Wer in Europa der bequemen wie zynischen Hoffnung erlegen ist, der Konflikt könnte bald von selbst in Erschöpfung enden, verkennt die Dynamik: Die Kriegsparteien kontrollieren Ländereien voller Gold, das sind Milliardenwerte. Und sie rüsten hemmungslos auf. … Selbst wenn man es sich so einfach machen möchte, Fragen von Moral und Menschlichkeit aus dem Bündel realpolitischer Interessen auszuklammern, wäre es unklug, diesen Krieg einfach seinem Lauf zu überlassen. Denn so wird er auf die instabilen Nachbarn übergreifen und sie entzünden, was die Probleme zunehmend unbeherrschbar macht. Und noch weit mehr Menschen dürften sich dann auf den Weg gerade nach Europa machen.“

De Volkskrant (NL) /

Internationale Rechtsordnung steht auf dem Spiel

De Volkskrant fordert, dass Europa auch angesichts zunehmender Gewalt gegen Hilfskräfte eingreifen muss:

„Straflosigkeit und Gesetzlosigkeit scheinen die neue Norm zu sein, womit das Völkerrecht als verbindlicher moralischer Kompass ausgehöhlt wird. ... Dass Den Haag, aber auch Brüssel angesichts von Kriegsverbrechen schweigen, wird von Tag zu Tag unerträglicher, jetzt, da sich die Beweise für ethnische Säuberungen und Völkermord häufen. Dass selbst humanitäre Helfer ihre Arbeit nicht mehr machen können, bedeutet das Ende der internationalen Rechtsordnung. Offenbar gibt es keine Solidarität mehr, es gilt nur noch das Recht des Stärkeren.“