Skisprung-Legende Matti Nykänen ist tot
Einer der erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten, der Finne Matti Nykänen, ist im Alter von 55 Jahren gestorben. Die Liste seiner Erfolge in den 1980er Jahren ist lang: Olympiagold, WM-Titel, Gewinn von Gesamtweltcup und Vierschanzentournee. Doch Nykänens Leben nach seinem Karriere-Ende war überschattet von Alkoholproblemen, Gewalt und Gefängnisaufenthalten. Entsprechend emotional sind die Nachrufe.
Nationalidol in Jogginghose
Matti Nykänen wird eine Legende bleiben, meint Ilta-Sanomat:
„Sein besonderes Talent und die richtigen Eigenschaften brachten ihn weit. Doch für die Goldmedaillen war noch mehr nötig: brutales Training. Und das absolvierte er jeden Tag. ... Die Skispringerlegende war aber trotzdem alles andere als ein braver Junge - weder im Sport noch im Privatleben. Er war eine Art Naturkind, das sich nie an die Normen der Gesellschaft angepasst hat. Frauengeschichten, Gefängnisstrafen, Alkohol. All das brachte den Olympiasieger auch nach dem Ende seiner Karriere in die Schlagzeilen. ... Doch auch wenn er mit seiner Jogginghose und der Lederjacke so gar nicht aussieht wie einer der großen Männer des Volkes, so gehört er dennoch zu ihnen. Er wird immer einer der größten Sportler Finnlands bleiben.“
Finnland hat eine Schwäche für tragische Helden
Dass Matti Nykänen auf seine Weise ein typisch finnisches Phänomen war, glaubt Dagens Nyheter:
„Er war ein tragischer Held in einem Land mit einer Schwäche für tragische Helden. Wer in den vergangenen Jahrzehnten in Finnland gelebt hat, traf immer wieder auf das Konterfei von Matti Nykänen. In einer unheilvollen Allianz mit der Klatschpresse war er über Jahrzehnte präsent. Oft waren es unglückliche Geschichten über seinen alkoholisierten Zustand auf Urlaubsreisen, Messerstechereien und ausgeartete Konzerte. ... Matti Nykänen war schon immer eine sehr widersprüchliche Figur, die sich selbst und anderen viel Schmerz zugefügt hat. Aber er hat mit seinen sportlichen Leistungen auch viel Freude bereitet und Finnland stolz gemacht.“
Was ist der Olympiasieg eines Sünders wert?
Siim Kera, Sportkommentator von Õhtuleht, zeigt sich in seinem Nachruf hin- und hergerissen:
„In der Musik, der Kunst und der Literatur ist es leichter, einen Menschen von seiner Schöpfung zu unterscheiden. Die Werke erwachen zum Leben und emanzipieren sich von ihrem Schöpfer. Zumindest versuchen sie es. Aber Matti, wie soll ich zu Deinen Sprüngen und Siegen stehen? Könnte man sie als 'Werke 'bezeichnen? Soll ich diese von dem wirklichen Matti trennen? Soll ich Dich hochpreisen, weil du einige Jahre auf den Skiern weiter geflogen bist als andere? Soll ich Dich hochpreisen, obwohl du einen Menschen mit einem Messer angegriffen und Deine Frau mehrmals misshandelt hast? Ich weiß nicht. Ja, du warst ein verdammt mächtiger Sportler. ... Doch Menschen sollten vor allem gut sein. Und erst danach Olympiasieger.“