Fünf Jahre Maidan-Revolution
EU-Ratspräsident Tusk hat in Kiew an die proeuropäischen Demonstrationen vor fünf Jahren erinnert. Zusammen mit Präsident Poroschenko gedachte er auch der mehr als 100 Menschen, die im Februar 2014 in blutigen Kämpfen auf dem Maidan starben. Zum Jahrestag ziehen Kommentatoren aus Osteuropa tendenziell ernüchtert Bilanz.
Eine friedliche Lösung konnte es nicht geben
Ein Kompromiss zwischen den Anhängern des Euromaidan und ihren Gegnern war nicht möglich, erklärt Journalist Pawlo Kasarin in Ukrajinska Prawda:
„Das war ein Kampf zweier weltanschaulicher Systeme. Unvereinbarer weltanschaulicher Systeme. Diejenigen, die den Protest unterstützten, und jene, die von dessen Auflösung träumten, hatten zu wenig gemeinsam. Sie hatten dieselben Pässe, doch damit endeten ihre Gemeinsamkeiten und es begannen Differenzen. Sie blickten unterschiedlich auf die Vergangenheit und träumten von jeweils einer ganz anderen Zukunft. Für die einen war Europa 'gelobtes Land', für die anderen ein Reich der seelenlosen Unzucht. Für die einen war Russland ein Gefängnis der Völker und für die anderen eine neue, verbesserte UdSSR.“
Zwei Mal falsch geraten
Wie sich in Russland die einen wie die anderen hinsichtlich der Ukraine geirrt haben, erklärt Radio Kommersant FM:
„Die russischen Liberalen lagen daneben, als sie die Ukraine zu einer Art 'schönes Russland der Zukunft' erhoben: Dies war der Versuch, die ungeschickten und oft einfach dummen Entscheidungen der Kiewer Führung zu rechtfertigen. Und auch der Wunsch, in normalen Bewohnern des postsowjetischen Raums vermeintlich bewusste Bürger zu sehen und in korrupten Politikern Staatsmänner neuen Formats. Doch nicht weniger irrten sich die Konservativen. Sie nahmen an, dass die Ukraine in mehrere Teile zerfallen würde, von denen sich einige voller Freude Russland anschließen. Und dass die selbstausgerufenen Republiken eine geheimnisvolle 'russische Welt' werden könnten - und nicht ein Territorium, das von russischem Geld lebt und von Leuten zweifelhafter Reputation geführt wird.“
Und der Sieger heißt: Wladimir Putin
Eine nüchterne Bilanz der Maidan-Revolution und der Ukraine-Krise zieht Lidové noviny:
„Mit dem Abstand von fünf Jahren muss man zugeben, dass Putin gewonnen hat. Nicht damit, dass seine 'grünen Männchen' die Krim besetzten. Auch nicht damit, dass er die russischen Separatisten in der Ostukraine unterstützt. Putins Sieg liegt in einem Umdenken des Westens. Wer hat dort die Ukraine noch auf seiner Agenda? Sicher, heute wird Donald Tusk in Kiew sprechen. Aber eher als Pole mit einem Instinkt der Vorsicht gegenüber Russland denn als ein Führer der EU, der deren Werte verteidigt.“