Muss Theresa May gehen?
Konservative britische Medien machen gegen Premierministerin May mobil: "Die Zeit ist um, Theresa" titelt The Sun. In The Telegraph kommt Brexit-Hardliner Johnson zu Wort, der May als Huhn bezeichnet, das beim Brexit zu feige ist. Zudem wird spekuliert, dass May vom Kabinett zum Rücktritt gezwungen werden könnte. Während einige Kommentatoren einstimmen, warnen andere vor ihrer Ablöse.
Je eher sie abtritt, desto besser
Dass May die Regierung weiter führt, ist für El País undenkbar:
„Die britische Premierministerin Theresa May hat ausgedient. Sie muss so schnell wie möglich gehen. Der konservativen Politikerin ist das Unglaubliche gelungen: Sie hat sämtliche Akteure der britischen Politik gegen sich aufgebracht. Ein Minister nach dem anderen hat sich von ihr abgewendet und die verbliebenen vertreten immer stärker die gegnerische Position. Viele Politiker der eigenen Partei lehnen sie ab und diskreditieren sie, indem sie May mit dem besänftigenden Chamberlain gegenüber dem widerstrebenden Churchill vergleichen. Europa-Gegner machen sich über sie lustig und lassen sie im Stich, Europa-Befürworter ignorieren sie. Und fast alle stimmen gegen ihre Vorschläge.“
Es brodelt nicht nur in der Gerüchteküche
Die britischen Politiker sollten ihre taktischen Spielchen jetzt endgültig aufgeben, warnt Pravda:
„Die Demonstration am Samstag in London für den Verbleib in der EU war die bislang größte. Die Menschen sind zudem empört, dass das derzeitige Kabinett nicht in der Lage ist, die Verhandlungen mit Brüssel zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, und auch einen Brexit ohne Abkommen für denkbar hält. Es ist nicht verwunderlich, dass über die Möglichkeit eines Putsches gegen Premierministerin Theresa May spekuliert wird, die seit drei Jahren eine Revision des Referendums strikt ablehnt. ... Innerhalb von wenigen Tagen haben 4,4 Millionen Menschen eine Petition für den Verbleib in der EU unterschrieben. Eine solche Masse an Menschen, die sich ernsthaft mit der Entwicklung des Landes befasst, sollte eine Warnung für alle sein, die mit der Stimme des Volkes spielen.“
Ohne May kein Brexit
Mit einem radikalen EU-Gegner an der Spitze der britischen Regierung würde der Brexit unwahrscheinlich, glaubt Kolumnist John Rentoul in The Independent:
„Die Tories sind im Bann der Brexit-Krise. Daher suchen sie nicht jemanden, der eine Wahl gewinnen kann, sondern jemanden, der die Partei zusammenhalten und einen 'echten' Brexit liefern kann. Für viele Tories muss das ein No-Deal-Brexit sein. Doch das Unterhaus hat diesen schon zwei Mal abgelehnt. ... Die Tories könnten in den kommenden Wochen einen führenden Vertreter der EU-Austrittskampagne - Boris Johnson oder Michael Gove - zum neuen Regierungschef machen. Doch wer auch immer Premier wird, er würde einen Brexit anstreben, der noch geringere Chancen hat, vom Unterhaus bestätigt zu werden, als der Deal Mays.“