Bricht Belgien auseinander?
Belgien steht nach der Parlamentswahl vor einer schwierigen Regierungsbildung. In Flandern gewannen die flämisch-nationalistische N-VA und der rechtsextreme Vlaams Belang, in der Wallonie die linken Parteien. N-VA-Chef De Wever beansprucht für seine Partei die Führung in der neuen Koalition und drohte, andernfalls die Konföderation zu forcieren. Voller Sorge blicken Medien in die Zukunft.
Scheidung wird wahrscheinlicher
Das Wahlergebnis vom Sonntag belastet den Zusammenhalt Belgiens weiter, analysiert NRC Handelsblad:
„Das belgische Problem der nationalen Unregierbarkeit und der voneinander entfremdeten Einwohner hat sich nochmals verschärft. Der Schritt vom 'living apart together' zur Scheidung scheint wahrscheinlicher. ... Die Ankündigung De Wevers, dass der 'Konföderalismus' die einzige Lösung für Belgien ist, wird von den Wallonen als endgültige Teilung des Landes interpretiert. ... Für De Wever ist das 'Respekt vor den Wählern'. Vor allem natürlich für die in Flandern, die so ihre teuren Mitbürger loswerden. Denn bei einer Trennung würde Wallonien finanziell schwer einbüßen. ... In keinem anderen Eurostaat sind die regionalen Unterschiede bei der Wirtschaftsleistung so groß wie in Belgien. ... Dazu kommt nun das Wahlergebnis: Ein unlösbares Puzzle, so scheint es.“
Rückenwind für flämische Nationalisten
Aus dem Wahlergebnis dürfen nun nicht die falschen Schlüsse gezogen werden, warnt De Morgen:
„Nach Ansicht der N-VA hat Flandern am vergangenen Sonntag 'massiv flämisch-nationalistisch' gewählt. Ist das so? Glaubt Bart De Wever wirklich, dass knapp die Hälfte der Flamen N-VA oder VB gewählt haben, weil sie Belgien teilen wollen? ... Es erfordert nicht viel intellektuelle Flexibilität, um festzustellen, dass eine Mehrheit der Belgier am Sonntag dafür gestimmt hat, das gesetzliche Rentenalter wieder zu senken und die Renten zu erhöhen. Es stimmt, dass das Wahlergebnis Bart De Wever eine unerwartete Chance in den Schoss geworfen hat, den alten nationalistischen Traum wieder zu beleben. ... Aber es wäre ehrlicher, das einfach zuzugeben.“