Mini-Bots: Führt Italien eine Parallelwährung ein?
Die rechtspopulistische Lega fordert, dass Italiens Regierung sogenannte Mini-Bots ausgeben soll, um Schulden zu begleichen. Dabei handelt es sich um kurzfristige Staatsanleihen mit bis zu zwölf Monaten Laufzeit und Stückelungen bis 500 Euro. Beobachter fürchten, dass dieser Schritt hin zu einer Parallelwährung den Euro-Austritt vorbereiten könnte.
Euro-Zugehörigkeit nicht infrage stellen
Euro-Länder sollten keine Spekulationen über einen Euro-Austritt aufkommen lassen, warnt der Finanzmarktexperte Andrea Franceschi in Il Sole 24 Ore:
„Bereits während der Krise von 2011/2012 riskierte Italien die Rückkehr zur Lira. Dies ging mit Marktspekulationen über das Ende der Einheitswährung einher. Diese Spekulationen wurden damals von EZB-Präsident Mario Draghi abgewendet. ... Draghis 'whatever it takes' [um die Eurokrise zu beruhigen] hat gut funktioniert. Doch damit das so bleibt, muss eine Bedingung erfüllt werden: Die Euro-Länder dürfen die Zugehörigkeit zum Euro nicht infrage stellen. Diese Grundvoraussetzung scheint in Italien nicht mehr gegeben, weil beide Regierungsparteien zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichem Umfang mit dem Austritt aus der Währungsunion geliebäugelt haben.“
Italiens Austritt wäre schlechte Option
Italien wäre schlecht beraten, aus der EU auszutreten, meint Währungsexperte Roberto Sommella in Avvenire:
„Unsere europäische Einbindung wird deutlich, wenn man die Mittel betrachtet, die wir für Europa bereitstellen. Italien zählt zu den ersten Nettozahlern des EU-Haushalts. Es hat 12 Milliarden Euro gezahlt, was uns zusammen mit Frankreich und Deutschland zu den wichtigsten europäischen Geberländern macht. ... Insgesamt beliefen sich die von Brüssel an Italien im Zeitraum 2016-2020 zugewiesenen Bruttomittel auf 34 Milliarden Euro - ein erheblicher Betrag, der leider kaum genutzt wurde. Ein Italexit ist also aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragbar.“