Dänemark: Aufhebens um schwangere Kulturministerin
Die Kulturministerin in Dänemarks neuer sozialdemokratischer Regierung, Joy Mogensen, wird bald Mutter. Sie ist mithilfe einer Samenspende schwanger geworden und wird sich alleinerziehend um ihr Kind kümmern. Während ein Teil der dänischen Öffentlichkeit daran Anstoß nimmt, begrüßen Medien ihre Berufung ins Ministeramt.
Zum Arbeitsleben gehören auch Schwangerschaften
Jede Kritik an der Personalentscheidung der Regierungschefin verbittet sich Berlingske:
„Ist es gut für das Kind, für sie selbst und für die Kultur, dass Joy Mogensen sich entscheidet, alleinerziehende Mutter zu werden - kurz vor der Ernennung zur Ministerin? Halt! Joy Mogensen ist ein selbstständiger, erwachsener Mensch, der eine mutige und gewiss auch schwere Entscheidung getroffen hat. ... Selbstverständlich ist dies kein Problem. Wird es schwierig werden? Sicher. ... Aber es wäre ein völlig falsches Signal für den Arbeitsmarkt, wenn man Frauen aussortiert, weil sie ein Kind erwarten. 2019 sollte es vollkommen normal sein, dass Schwangerschaft ein Teil des Arbeitslebens ist - für Frauen wie für Männer. Eine Schwangerschaft währt bekanntlich nicht ewig und ist keine Krankheit.“
Kampf für Gleichstellung noch nicht gewonnen
Auch Politiken applaudiert, findet aber, dass in Sachen Gleichstellung nach oben noch Luft ist:
„In der Gleichstellungsdebatte sendet Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hier ein hervorragendes Signal: Frauen im gebärfähigen Alter sind keineswegs für hohe Posten disqualifiziert. ... Der Kampf um Gleichstellung ist gleichwohl ständig ein Kampf um bessere Chancen für beide Geschlechter. So bestehen noch immer Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen und noch immer bekleiden weniger Frauen Spitzenpositionen - andererseits muss zum Beispiel wiederum das Umgangsrecht für Männer nach einer Scheidung geprüft werden. Angesichts der Zusammensetzung der Regierung mit sieben weiblichen und 13 männlichen Ministern kann man sich zudem fragen: Wurde hier davon ausgegangen, dass einen für das Ministeramt die Tatsache qualifiziert, dass man ein Mann ist? Das ist 2019 ja hoffentlich nicht der Fall.“