Grönland wählt ein neues Parlament
Die nur etwa 57.000 Einwohner Grönlands wählen am heutigen Dienstag ihr Parlament, das Inatsisartut. Alle bis auf eine der dort vertretenen Parteien waren sich bisher einig über das Ziel einer Unabhängigkeit der zu Dänemark gehörenden Polarinsel mit Autonomiestatus. Doch nun überschattet der unverhohlene Wunsch von Donald Trump, Grönland zu vereinnahmen, das politische Leben in der Hauptstadt Nuuk.
Von Trump bereits überrumpelt
Die Wahlen sind für Grönland ein Schlüsselmoment, berichtet Corriere della Sera:
„Die Stimmung der Grönländer lässt sich in diesen Tagen mit einem unaussprechlichen grönländischen Wort zusammenfassen: 'Nuannaarsuataarpoq' – überrumpelt. ... Heute stehen die vielleicht wichtigsten Wahlen in der Geschichte dieses riesigen Territoriums an, das von 1721 bis 1953 dänische Kolonie war, dann zum Königreich gehörte und seit 1979 in inneren Angelegenheiten selbst verwaltet wird: Die 31 Abgeordneten des Parlaments werden erneuert, aber es steht viel mehr auf dem Spiel als in der Vergangenheit. Denn Donald Trump will die arktische Insel 'um jeden Preis', und aus diesem Grund wurden die Wahlen am Tag nach Trumps Amtseinführung in großer Eile um zwei Monate vorgezogen.“
Dänemark ist heute solidarisch
Gerade wegen der schwarzen Flecken der dänischen Kolonialisierung wünscht Berlingske Grönland, dass es nicht erneut unter Fremdherrschaft gerät:
„Wir wissen, dass es in Dänemark Rassismus und Unterdrückung gegenüber den Grönländern gab. Dass dies manchmal immer noch auftaucht. ... Das Ziel muss sein, dass die Grönländer den Dänen in jeder Hinsicht völlig gleichgestellt sind und auch so wahrgenommen werden. ... Wir haben ein gemeinsames Interesse daran, dass die Zukunft Grönlands allen Grönländern zugutekommt und es nicht zu einer faktischen Wiederkolonialisierung durch eine andere Macht kommt, die nicht das tiefe Gemeinschaftsgefühl mit ihnen teilt, das in Dänemark trotz aller Fehler und Unzulänglichkeiten und der dunklen Kapitel der Geschichte weit verbreitet ist.“
In Europas Interesse die Autonomie fördern
Grönland hat auch viel zu gewinnen, findet El Periódico de Catalunya:
„Grönland ist sich seiner Stärke und Verwundbarkeit mehr denn je bewusst. Das hat sich am Verbot anonymer oder ausländischer Wahlkampfspenden gezeigt. ... Egal wie sich die Grönländer entscheiden, schon jetzt haben sie eine Überarbeitung ihrer Bindung an Dänemark erreicht. ... Die Bevölkerung will sich emanzipieren, ohne ihren Wohlstand zu verlieren. Das geht nur, wenn sie sich anderen Ländern in der Region öffnen, wie Island oder Norwegen. Solche Verträge schließt aber die quasi koloniale Abhängigkeit von den Dänen aus. Die Europäische Union täte gut daran, sich an dieser Front stark zu engagieren, um ihre eigene Autonomie zu schützen.“