Soll Frankreich Edward Snowden Asyl gewähren?
Im Interview mit einem französischen Radiosender hat der seit 2013 im russischen Exil lebende Whistleblower Edward Snowden den Wunsch geäußert, dass ihm Frankreich politisches Asyl gewährt. Gegen den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter liegt in den USA ein Haftbefehl vor. Ihm wird unter anderem Spionage zur Last gelegt. Französische Kommentatoren unterstützen Snowdens Wunsch.
Das Feld nicht Putin überlassen
Paris sollte Snowdens Bitte nach Asyl nachkommen, rät Le Monde:
„Das Schicksal des Whistleblowers darf nicht dafür sorgen, dass wir vergessen, dass autoritäre Länder wie Russland und China die Ersten sind, die das Internet zur Unterdrückung ihrer Bürger nutzen. Gerade deshalb dürfen die westlichen Demokratien Wladimir Putin nicht das Image überlassen, Beschützer des Freiheitskämpfers Edward Snowden zu sein. ... Gewährt Emmanuel Macron ihm Asyl, hätte er einen Weg gefunden, um seine Reden über die Menschenrechte und über die Einzigartigkeit Frankreichs in der Welt mit Inhalt zu füllen.“
Frankreich erhält unverhofftes Geschenk
Snowdens Wunsch ist eine Chance für Frankreich, erklärt Ökonom Yannick Chatelain in einem von Contrepoints veröffentlichten Text, der sich direkt an das Land richtet:
„Der Whistleblower macht Ihnen ein unverhofftes Geschenk: die Möglichkeit, Ihrer Stimme wieder Gehör zu verschaffen. Ihrer kraftvollen, einzigartigen Stimme, die immer zu Ihrem internationalen Einfluss beigetragen hat, und die mehr denn je Taten braucht, um respektiert zu werden. Heimat der Menschenrechte zu sein, das ist schon was. Es verleiht einen gewissen Status, wenn man zum Maßstab wird und dies auch bleiben möchte. ... Allerdings, liebes Frankreich, gibt es dies nicht ohne Gegenleistung! Beharrlichkeit ist gefragt! Haben Sie dafür noch den Mut, die Kraft und die Größe?“