Rassistische Ausfälle bei Bulgariens EM-Quali
Weil bulgarische Fans während des EM-Qualifikationsspiels gegen England Affenlaute gemacht und den Hitlergruß gezeigt hatten, hat die Uefa Untersuchungen gegen Bulgariens Fußballverband eingeleitet. Nun drohen dem Verband ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro. Kommentatoren sind nicht erstaunt, dass es immer wieder zu Rassismus im Stadion kommt.
Die Politiker geben die Parolen vor
Der bulgarische Dienst der Deutsche Welle ist nicht überrascht über die rassistischen Ausfälle im Stadion:
„Im Einklang mit dem aufblühenden Rassismus in der Gesellschaft tauchen in Bulgarien immer mehr Politiker auf, wohlgemerkt Spitzenpolitiker, die eine Sprache und ein Verhalten an den Tag legen, die nicht anders als diskriminierend bezeichnet werden können. Ihr Verhalten führt dazu, dass rassistische Ausfälle in der Gesellschaft im Allgemeinen gefördert und gutgeheißen werden. Was wir in den Stadien beobachten, ist keine isolierte Mutation, sondern ein Besorgnis erregendes Symptom einer immer brauner werdenden Politik und Gesellschaft.“
Uefa ist viel zu lasch
Die Uefa darf Rassismus im Stadion nicht weiter verharmlosen, schimpft die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„'Vor nicht allzu langer Zeit', heißt es in einer Mitteilung, habe 'die Fußballfamilie' gedacht, die 'Plage des Rassismus sei eine ferne Erinnerung'. Wie bitte? Seit 2013 gilt das dreistufige Modell im europäischen Fußball, nach dem auf Ausfälle auf den Rängen mit Durchsagen, im Wiederholungsfall mit einer zehnminütigen Unterbrechung, schließlich mit dem Abbruch der Partie reagiert werden soll. Abgebrochen wurde ein Spiel unter Aufsicht der Uefa bislang nicht. Punktabzüge oder Disqualifikationen gab es auch nicht. Alles getan? ... Erst im März wurden englische Spieler in Montenegro rassistisch beleidigt: 20.000 Euro Strafe, ein Geisterspiel. Die bisherige Praxis der Uefa ist Grund, sich über den Verband lustig zu machen.“
Rote Karte für Bulgariens Nationalmannschaft
The Evening Standard lobt die Fußballer des eigenen Teams:
„Die englischen Spieler stellten sich gegen diesen Rassismus auf dem Spielfeld, und das Spiel wurde unterbrochen. Hätten sie vorzeitig abtreten und damit das Spiel endgültig beenden sollen? Manche sagen ja. Doch es gibt keinen Grund, warum England im Alleingang angemessene Verhaltensstandards durchsetzen sollte. Die Uefa muss das tun - und zwar schnell. Das heißt, sie sollte zeigen, dass es tatsächlich null Toleranz gegenüber Rassismus gibt. Sie sollte die bulgarische Nationalmannschaft von internationalen Wettbewerben ausschließen. ... Rassismus kann aus dem Fußball verbannt werden. Jetzt liegt es an der Uefa, zu handeln.“