Regierung in Warschau will Sexualkunde verbieten
In mehreren polnischen Städten haben am Mittwoch tausende Menschen gegen einen Gesetzentwurf protestiert, der unter anderem Haftstrafen für Lehrer vorsieht, die Sexualkunde unterrichten. Der Vorschlag wurde von Abtreibungsgegnern initiiert, die sich den "Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Verdorbenheit" vorgenommen haben. Polens Kommentatoren sind ebenso gespalten wie die Gesellschaft.
Auklärung bringt ohnehin nichts
Den protestierenden Lehrern geht es nicht um den Gesetzesvorschlag, sondern allein um ihre eigenen Interessen, glaubt Gazeta Polska Codziennie:
„Sexuelle Aufklärung der Gesellschaft hat keinen Sinn, denn es ist offensichtlich, dass sie nicht vor Pädophilen, Belästigung, Vergewaltigung, und Chauvinismus schützt. Sie hat nirgendwo auf der Welt funktioniert und Missstände nicht beseitigt. Wenn das so ist, warum gibt es jetzt eine große Diskussion? Es ist ganz einfach. Es geht den Sexualkundelehrern nur um ihre Jobs.“
Bitte nicht zurück in die viktorianische Zeit
Rzeczpospolita findet den Vorschlag absurd:
„Nach Inkrafttreten des Gesetzes können Eltern theoretisch strafrechtlich verfolgt werden, wenn es sie nicht stört, dass ihre fast 18-jährige Tochter oder ihr Sohn Sex mit einem Partner hat, oder wenn sie gar offen darüber sprechen. Die Absurdität wächst, denn strafbar ist nur die Aufmunterung [der Eltern], aber nicht der Sex selbst. Durch seine Zustimmung zu solch unüberlegten Lösungen unterstützt das Parlament die rechtliche Absurdität. Lassen Sie uns den ideologischen Streit beiseitelegen und die vorgeschlagenen Veränderungen mit einem kühlen Kopf betrachten. Denn die Diskussion über die Verschärfung der Strafe für Pädophilie ist eine Sache, der Vorschlag, in die viktorianische Zeit zurückzukehren, ist eine andere.“