Twitter verbannt politische Werbung: Fake News ade?
Twitter schaltet ab dem 22. November keine politische Werbung mehr. Betroffen sind Anzeigen für oder gegen Kandidaten, aber auch zu Inhalten oder Gesetzesvorhaben mit nationaler Bedeutung. Facebook will solche Anzeigen weiterhin ermöglichen. Was bedeutet der Schritt von Twitter - auch in Bezug auf die US-Wahlen 2020?
Nur ein erster Schritt - aber ein wichtiger
Twitters Entschluss ist noch keine Lösung für das Problem der Desinformation, gibt Zeit Online zu bedenken:
„Denn natürlich verhindert das Verbot politischer Werbung nicht, dass ein Donald Trump via Twitter Lügen in die Welt bläst. Dass Parteien, Kandidaten und sonst wer manipulative, desinformierende Inhalte posten und Nutzer das verbreiten. Dass aufgehetzt und gekeift wird. Insofern ist [Twitter-Chef Jack] Dorseys Ankündigung natürlich unzureichend. … Trotzdem ist Twitters Bann für politische Werbung ein wichtiger Schritt. Weil er ein Verständnis für die Rolle von Plattformen in politischen Prozessen signalisiert. … Weil [das Unternehmen] versucht, die Bremse zu ziehen. Und das auch noch in einem Bereich, in dem es um direkte finanzielle Interessen, um Werbegeld, geht.“
Facebook muss nachziehen
Dass Facebook politische Werbung weiterhin zulassen will, missfällt The Guardian:
„Mark Zuckerberg teilt die romantische Sicht auf soziale Medien, in der diese ein gelber Ziegelsteinweg im globalen Dorf sind. Wer auf ihm fahren darf, soll nicht der Weg selbst bestimmen. Er soll lediglich die Maut kassieren. So auch von Werbern, die das finanzielle Rückgrat von Zuckerbergs 500-Milliarden-Dollar-Imperium bilden. Diese Sicht spiegelt ein gefeiertes - bzw. berüchtigtes - Urteil des Obersten US-Gerichtshofs aus dem Jahr 2010 wider, das Beschränkungen der Wahlkampffinanzierung als Verstoß gegen die freie Meinungsäußerung verbot. Von da an konnten Lobbyisten, Unternehmen, Magnaten und alle, die das nötig Geld hatten, so viel Wahlkampf finanzieren, wie sie wollten. Damit war der Weg frei für Fake News, zielgruppenspezifische Werbung und das Poolen geheimer Spenden von Einzelpersonen. Eine direkte Folge davon ist Donald Trump, und ein Ende ist nicht in Sicht.“