Tesla baut E-Auto-Werk nahe Berlin
US-Unternehmer Elon Musk hat angekündigt, 2021 eine "Giga-Factory" für Tesla im Berliner Umland zu eröffnen. Dort soll ein E-Sportwagen-Modell sowie Batterien und Antriebe gebaut werden. Medien diskutieren, was die Entscheidung für den Wirtschaftsstandort Deutschland, aber auch für andere europäische Staaten bedeutet.
Musk lässt Politik alt aussehen
Mit der Entscheidung, seine "Giga-Factory" im Umland von Berlin zu bauen, übertrumpft Musk die deutsche Bundesregierung, urteilt die Neue Zürcher Zeitung:
„Vor kurzem fand erneut ein Autogipfel statt, bei dem die Regierung zusätzliche Subventionen beim Kauf von E-Autos und beim Aufbau von Ladesäulen versprach. ... Das tönt furchtbar kompliziert und bürokratisch. Nun kommt ein Unternehmer vom Schlag eines Elon Musk und lässt diese Projekte - Pardon! - typisch europäisch aussehen. ... Auch wenn nicht alles 'giga' ist, beeindruckt, dass da einer auf eigenes Risiko eine Fabrik für Batteriezellen und Elektroautos hinstellen will. Dies zeigt den Vorteil von Unternehmerinitiative gegenüber staatlicher Lenkung.“
Deutsche Autobauer gut gerüstet
Ein Selbstläufer wird das Projekt nicht, glaubt Zeit Online:
„[Tesla] sollte nicht dem Trugschluss unterliegen, dass mit ihm auch amerikanische Arbeitsbedingungen in Deutschland einziehen. Die IG Metall ist in der deutschen Autoindustrie besonders stark organisiert und hat dort über Jahrzehnte ein sicheres und attraktives Beschäftigungsumfeld etabliert. Will Tesla qualifizierte Facharbeiter oder Ingenieure aus der Branche abwerben, muss es ähnliche oder bessere Bedingungen anbieten. ... Häufig heißt es, Tesla werde irgendwann die deutschen Autohersteller abhängen. Doch davon ist nicht auszugehen. Die deutsche Autoindustrie fährt weiterhin Milliardengewinne ein, anders als Tesla. Sie verfügt auch über die Innovationsfähigkeit, um in diesem Wettbewerb standzuhalten.“
Investoren meiden das Brexit-Land
Dass Musk sich gegen Großbritannien als Standort entschieden hat, offenbart für The Independent die verheerenden Folgen des EU-Austritts:
„Nur die engstirnigsten Brexit-Befürworter werden sich weigern anzuerkennen, dass dies ein schwerer Verlust für den Standort Großbritannien ist. Tesla hätte Arbeitsplätze und Investitionen gebracht. Es hätte auch dazu beigetragen, die Stellung Großbritanniens in einer wichtigen und wachsenden globalen Industrie zu festigen. ... Großbritannien plant ja, Mauern zwischen sich und seinem größten Markt zu errichten und denjenigen eine Menge Bürokratie aufzuzwingen, die Bauteile für fertigungssynchrone Lieferketten importieren müssen. Daher meiden solche Unternehmen jetzt dieses Land und wählen stattdessen Standorte, wo sie sich auf Regierungsmaschinerien verlassen können, die einen reibungslosen Betrieb ihrer Motoren gewährleisten.“