Estnischer Minister schmäht Sanna Marin
Estlands Innenminister Mart Helme von der rechtsextremen Ekre hat am Wochenende die neue finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin und andere Regierungsmitglieder im Nachbarland für ihre Herkunft aus einfachen Verhältnissen verspottet. Das war nicht nur geschmacklos, sondern auch töricht, urteilen Journalisten.
Das sind also die Werte von Estlands Regierung
Für Õhtuleht ist der Vorfall ein Charakterzeugnis der Mitte-rechts-Koalition:
„Ekre-Führer Mart Helme hat später ergänzt, seine Äußerung [über ungebildete Menschen, die in der Regierung Finnlands sitzen], sei keine Beleidigung, sondern Anerkennung gewesen. Entschuldigung hin oder her, das ändert nichts an der Realität und dem Geschehen. Das sind die gemeinsamen Werte der Regierung, die Premier Jüri Ratas gewählt hat. Nichts weiteres muss ergänzt werden, alles ist gesagt. Ach doch! Es lohnt sich zu überlegen, welchem Staat es nützt, wenn die Beziehungen zwischen Estland und Finnland sich verschlechtern.“
Helme schadet sich selbst
Helme ist zu weit gegangen, kommentiert Duma:
„Mart Helme hat sich ein Eigentor geschossen, indem er die neue finnische Premierministerin wegen ihrer einfachen Herkunft kritisierte, weil sie schon mit 15 Jahren ihr eigenes Brot verdienen musste. … Der Vorsitzende der Konservativen Volkspartei Ekre schockierte damit auch seine Mitbürger. … In Tallin ist man nun besorgt, dass die ehemalige Verkäuferin Sanna Marin darauf eingeht und das Ganze die bilateralen Beziehungen belastet. Ist ein Minister, der sich zu solchen Aussagen hinreißen lässt, überhaupt noch tragbar?“
Bärendienst an finnischer Bruderpartei
Die finnischen Rechtspopulisten werden künftig auf Distanz zu Ekre gehen, vermutet Savon Sanomat:
„Den Angriff hat Marin elegant zu einem Sieg umgemünzt. Sie hat erklärt, stolz zu sein auf Finnland, wo ein Kind aus einer armen Familie sich hoch qualifizieren und auch eine Kassiererin Premierministerin werden kann. ... Helme hat wohl gedacht, er würde seiner finnischen Bruderpartei Die Finnen helfen, doch dieser Unsinn war selbst für diese zu viel. Die Abgeordnete der Finnen Riikka Purra beispielsweise unterstützte Marin, indem sie erklärte, dass doch alle Politiker Erfahrung mit körperlicher Arbeit haben sollten. Helmes extreme Äußerungen sind eine Fortsetzung seines Flirts mit dem Nazismus. Die Finnen werden sich vermutlich von ihrem peinlichen estnischen Freund distanzieren.“