Slowakei: Prozessbeginn im Mordfall Kuciak
Vor einem Sondergericht in der slowakischen Kleinstadt Pezinok beginnt am heutigen Freitag der Prozess gegen die mutmaßlich Verantwortlichen für den Mord am Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnirová. Das Gericht akzeptierte am Donnerstag - für viele Beobachter überraschend - die Anklageschrift und legte den 13. Januar für den Beginn der Hauptverhandlungen fest. Kommentatoren hegen nun große Erwartungen.
Hoffnung auf eine neue Ära
Dass die Verantwortlichen für den Mord zur Rechenschaft gezogen werden, hat die Slowakei bereits verändert, hält Pravda fest:
„Der Ministerpräsident und der Innenminister sind im vergangenen Jahr zurückgetreten. Einige Monate später befanden sich sowohl die mutmaßlichen Vollstrecker, als auch deren Auftraggeber in Haft. Es hat ein Prozess begonnen, der das Vertrauen der Menschen in die Gerechtigkeit wiederherstellen kann. Die Slowakei hat so etwas noch nie erlebt. ... Die Lösung des Falles könnte das Ende einer Ära bringen. Bestechliche Politiker und diejenigen, die sie bestechen - weil die Korruption niemals verschwinden werde -, werden dies in dem Wissen tun, dass sie wirklich Gefahr laufen, inhaftiert zu werden. Wenn es nicht mehr möglich sein wird, Dinge ungestraft zu manipulieren und dann alles unter den Teppich zu kehren, wird die Slowakei ein besserer Ort zum Leben.“
Wir sind zuversichtlich - aber nicht naiv
Peter Bárdy, Chefredakteur des Internetportals aktuality.sk, für das der ermordete Ján Kuciak arbeitete, ist zum Prozessauftakt skeptisch und hoffnungsvoll zugleich:
„Die bisherigen Ermittlungen zeigten, dass das System noch kränker war, als wir dachten. Ein System, das respektierte Bürger schützen soll, schützte Marian Kočner [den Geschäftsmann, der beschuldigt wird, den Mord beauftragt zu haben] und dessen Komplizen. Es ist aber wichtig zu sagen, dass wir dem Senat, der Richterin und auch der Staatsanwaltschaft vertrauen. Wir vertrauen darauf, dass sie unparteiisch, unvoreingenommen, transparent und fair sind. Die Tatsache, dass wir vertrauen, bedeutet jedoch nicht, dass wir naiv sind. Wir stehen allem kritisch gegenüber, was im Zusammenhang mit der Untersuchung des Mordes an unserem Kollegen und seiner Verlobten geschieht. Aus Respekt vor den Ermordeten, ihren Familien und dem System der Demokratie, das wir schützen helfen wollen.“