Tschechien: Empörung über Nazi-Souvenirs
Seit Jahren wächst entlang der Prager Touristenpfade die Zahl der Läden, die ungeniert die Nazi-Zeit verherrlichende Souvenirs anbieten. Unlängst hat nun zudem noch ein tschechischer Verlag ein altes NS-Propaganda-Kinderbuch neu herausgebracht, das Juden als "Giftpilze" bezeichnet. Für Kommentatoren ist das Maß voll, und sie verlangen empört Konsequenzen.
Polizei auf dem rechten Auge blind?
Die laxe Haltung der Behörden beschreibt Český rozhlas:
„Als unlängst der Pilsener Gouverneur Josef Bernard auf dem Prager Wenzelsplatz unter dem Motto 'Wir wollen diesen Mist hier nicht' Tassen mit Porträts von Hitler mit einem Hammer zerschlug, wurde er von der Polizei verwarnt. Er fragte daraufhin, ob denn der Verkauf solcher Dinge nicht gegen das Gesetz verstoße. Doch die Polizei hat diese Frage bereits vor zwei Jahren beantwortet, als sie eine Strafanzeige gegen den Hersteller dieses abstoßenden Sortiments erhielt. Sie fand es nicht illegal, Tassen und T-Shirts mit den Porträts von Hitler, Heydrich [dem Leiter der Wannsee-Konferenz, auf der die Judenvernichtung beschlossen wurde], Goebbels und anderen Massenmördern zu verkaufen. Es gehe nicht um die Förderung des Nationalsozialismus, sondern nur um kommerzielle Aktivitäten. Das ist völlig inakzeptabel. Man darf auf die Reaktion des Gesetzgebers 75 Jahre nach der Niederlage des Nazismus gespannt sein.“
Abscheuliche und gefährliche Hetze
Das NS-Propagandawerk Der Giftpilz wurde zuerst 1938 vom Verlag des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer verlegt. Dass ein Verlag nun eine tschechische Übersetzung herausgab, verurteilt der TV-Sender Seznam Zprávy scharf:
„Diese Geschichte ist noch abstoßender als die mit Heydrichs Tassen oder Hitlers Masken in Prager Souvenir-Läden. Und noch schlimmer als die Veröffentlichung von 'Mein Kampf', über die seit Jahren die Gerichte streiten. Denn anders als 'Mein Kampf' ist der 'Giftpilz' ein Bilderbuch und für die breiten Massen gedacht. Es drückt abscheuliche antisemitische Vorurteile effizienter aus als Hitlers Schriften, schließlich war es in erster Linie für junge Menschen gedacht. Meinungsfreiheit? Hier macht sich Gräuel breit. … Übrigens wurde der Gründer des Verlags Der Stürmer, Julius Streicher, in Nürnberg zum Tode verurteilt.“