Kontroverse Maskenpflicht
Während einige europäische Länder den Bürgern vorschreiben, beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder sogar generell Mund und Nase zu bedecken, zögern andere wegen Zweifeln am Nutzen oder der noch immer mangelnden Verfügbarkeit von Schutzmasken. Manche Staaten wollen die bisher geltende Pflicht inzwischen auch wieder aufheben. So bleibt die Maske ein vieldiskutiertes Thema.
Symbol unserer Zeit
Schriftsteller und Drehbuchautor Gabriele Romagnoli spürt in La Repubblica der tieferen Bedeutung des nun so verbreiteten Stücks Stoff nach:
„Italien streckt seinen Kopf wieder hervor. Zur Hälfte. Die andere Hälfte ist verdeckt, unbekannt, wie die Zukunft, die das Land erwartet. ... Vom Nachbarn bis zum Pförtner, vom Taxifahrer bis zum Kassierer, vom unbekannten Passanten bis zum nicht wieder erkannten Freund. Die Maske ist das absolute Symbol dieser Zeit. Sie vereint Sorge und Freundlichkeit, Verwirrung und Entschlossenheit, Angst und (weil man nie aufgibt) Verführung. Ihre eigene Bestimmung wird auf den Kopf gestellt: vom Instrument des Protests zum Zeichen des Gehorsams. Von verfemten zum notwendigen Kleidungsstück. ... Sie versteckt und kommuniziert zugleich. Sie schirmt ab und lässt doch etwas durchschimmern.“
Regierung pfeift auf die Experten
Am 25. Mai soll die bisher in Tschechien geltende Maskenpflicht enden. Hospodářské noviny ist alles andere als begeistert:
„Damit fällt der Mythos, die Regierung entscheide strikt auf Grundlage der Einschätzung der Epidemiologen. Sie entscheidet vielmehr abhängig von der Laune der Leute. Und die Leute sind der Meinung, dass der Kampf gegen das Virus bereits gewonnen sei. ... Die Regierung ist sicher, dass die Gesellschaft infolge einer möglichen zweiten Welle der Pandemie nicht mehr so panisch reagieren wird wie am Anfang. Und dass für den politischen Erfolg die Wirtschaft entscheidend ist. Ja - aber dann auch zu Lasten von Menschenleben.“
Nicht auf die WHO warten
Positive Erfahrungen anderer Länder sind höher zu gewichten als zweifelnde Erwägungen der Weltgesundheitsorganisation, stellt Times of Malta klar:
„Leider hat die WHO in dieser Krise allzu oft eher reaktiv als proaktiv agiert. Einige europäische Länder wie Tschechien haben sich bereits entschieden, und es wird behauptet, dass sich die Maskenpflicht bewährt. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen, wäre der oberste medizinische Berater der maltesischen Regierung gut beraten, die Indizien aus Ländern zu prüfen, in denen das Tragen von Masken üblich oder verpflichtend geworden ist. Das wäre besser, als auf Empfehlungen einer schwerfälligen Organisation zu warten, die die Ressourcen und Möglichkeiten aller Staaten berücksichtigen muss.“
Mit Mundschutz zurück in den Alltag
Da man die Ausgangssperre nicht lange genug durchhalten kann, führt kein Weg an den Masken vorbei, erklärt Expresso:
„Jede Woche der Isolation führt zu Zehntausenden neuen Arbeitslosen, massiven Insolvenzen, riesigen Haushaltslöchern, sozialen Problemen, geistiger und physischer Krankheit, Gewalt, Ausgrenzung und bald sogar zu Hunger. Menschen mit einer zumindest grundlegenden sozialen und wirtschaftlichen Absicherung neigen dazu, dies zu ignorieren, aber die Isolation hat Grenzen, was zu einem ernsteren Problem werden kann als die Pandemie selbst. ... Viele müssen zur Arbeit und zu einem mehr oder weniger normalen Leben zurückkehren, bevor die Pandemie gestoppt wird. Und es ist wahrscheinlich, dass die Maske bis zur Impfung in bestimmten Bereichen wie dem Arbeitsplatz oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem obligatorischen Accessoire wird.“