Impfstoff-Vorrecht für die USA?
Der Chef des französischen Pharmariesen Sanofi, Paul Hudson, hat mit Aussagen für Empörung gesorgt, wonach die USA wegen ihrer finanziellen Unterstützung der Sanofi-Forschung bei der künftigen Versorgung mit einem Corona-Impfstoff bevorzugt würden. Obwohl Hudson mittlerweile zurückruderte, stellt sich für Hersteller wie Politik die Frage nach Gesundheit und Gerechtigkeit.
Gesundheit darf kein Handelsgut sein
Die Eindämmung der Pandemie kann nur dann schnell gelingen, wenn Impfstoffe allen zugänglich gemacht werden, drängt Mediapart:
„Die Covid-19-Krise lehrt uns, dass Gesundheit dringend nicht mehr als Ware, sondern als Allgemeingut betrachtet werden muss. … Dank massiver kostenfreier Impfkampagnen wurden die Pocken ausgerottet und die Zahl der Polio-Ausbrüche deutlich reduziert. Bei Masern hingegen unterliegt der Impfstoff privaten Patenten, daher wütet die Krankheit heftig weiter. Genau darum geht es: Ohne internationale Solidarität, ohne das Teilen von Wissen und Medikamenten könnten dem globalen Kampf gegen das Coronavirus zunächst Jahre der Niederlage bevorstehen.“
Bitte nicht das gleiche Drama wie bei den Masken
Pharmaunternehmen sollen dem Druck Washingtons widerstehen, mahnt die Aargauer Zeitung:
„Beim Impfstoff darf sich nicht wiederholen, was sich bei den Schutzmasken abgespielt hat: Dass jedes Land nur für sich selber schaut und Lieferungen blockiert. Medikamenten-Nationalismus – das ist das Letzte, was die Welt braucht. ... Die Schweiz hat mit Lonza in Visp ein Pharmaunternehmen, das zu den ganz wenigen Firmen weltweit gehört, die Impfdosen in riesiger Menge produzieren können. Nun gerät Lonza unter den Druck der US-Behörden. Sie wollen von Lonza bevorzugt beliefert werden. Dazu passt, dass Donald Trump am Freitag einen Lonza-Verwaltungsrat zum Leiter seiner Impfoffensive ernannt hat. Lonza tut gut daran, den Druckversuchen zu widerstehen. Jetzt geht es nicht um Deals. Sondern darum, einen Beitrag zur global koordinierten Bekämpfung der Pandemie zu leisten.“