Polen: Duda und PiS machen Anti-LGBT-Wahlkampf
Vor der polnischen Präsidentschaftswahl Ende Juni hat Amtsinhaber Duda eine Familien-Charta vorgestellt. Mit dieser will er unter anderem die Ehe als Verbindung von Mann und Frau verteidigen und Kinder "vor der LGBT-Ideologie" schützen. Beobachter glauben, dass das Thema den weiteren Wahlkampf der nationalkonservativen Regierungspartei PiS bestimmen wird. Mit welchen Folgen?
Die einzige Hoffnung
Die Kampagne ist der rettende Strohhalm, an den sich Duda zu klammern versucht, meint Gazeta Wyborcza:
„Die Rechnung des Präsidentenstabs geht so: Die Wählerschaft der Regierungspartei PiS, die Duda zu fast 100 Prozent treu ist, ist sehr konservativ und sehr kirchenfreundlich. Und sehr entschlossen. Sie wird zur Wahl gehen, auch wenn alles andere zusammenbricht und brennt. Diese Mobilisierung will die PiS bis in die zweite Runde der Wahl tragen, in der Hoffnung, dass die Wähler der Opposition zerstreut, unsicher oder nicht vollständig entschlossen sind und vielleicht am 12. Juli in den Urlaub fahren und ihr eigenes Wahlrecht vergessen. Dies ist Andrzej Dudas einzige Hoffnung.“
Scheinheiliges Schweigen der Opposition
Die Opposition schweigt das Thema tot, kritisiert Krytyka Polityczna:
„Der Oppositionskandidat Rafał Trzaskowski hat sich immer noch nicht zu LGBT geäußert. Er meidet das Thema wie Feuer. Das wird wahrscheinlich bis zum Ende der Kampagne so bleiben. Kann man versuchen, das politisch zu analysieren und zu rationalisieren? Vielleicht. Muss man es trotzdem auf der menschlichen Ebene verurteilen? Auf jeden Fall. ... Von einer Minderheit Stille und Unterordnung zu verlangen, läuft auf ewige Erpressung hinaus. Es ist unmoralisch und scheinheilig, weil es darauf beruht, permanente und systematische Demütigung, den Mangel an Handlung und den Entzug von Bürgerrechten Hunderttausender Menschen unter den Teppich zu kehren.“