Rumänien: Geschlechtsidentität wird zum Tabuthema
Rumäniens Parlament hat eine Änderung des Bildungsgesetzes gebilligt, die Schulen, Unis und anderen Bildungseinrichtungen verbietet, die "Theorie von Geschlechtsidentität zu verbreiten". Anfang Juni stimmte das Parlament bereits für einen Ergänzungsantrag, wonach Eltern Sexualkundeunterricht in der Schule zustimmen müssen. Ob Präsident Klaus Iohannis das neue Gesetz unterschreibt, ist ungewiss.
Ohne freies Denken kein Fortschritt
Wirtschaftswissenschaftler Cornel Bran kritisiert in Libertatea das neue Gesetz scharf:
„Um sich gegen diese Parlamentsinitiative auszusprechen, muss man nicht mit einer bestimmten Denkrichtung sympathisieren. Man muss nur gute Universitäten haben wollen, die die Früchte des freien Denkens der Gesellschaft zurückgeben. Durch die Änderungen im Bildungsgesetz wird das Signal gesendet, dass man an rumänischen Universitäten nicht uneingeschränkt studieren kann. Wenn es jetzt die Geschlechter-Studien trifft, kann es morgen irgendwelche Bereiche der Medizin oder der Biologie treffen, mit der Begründung, dass diese nicht der Forschungsethik des lokalen Erzpriesters entsprechen. Damit verabschieden wir uns von jeglicher weltweit wettbewerbsfähigen Forschung in Wissenschaft und Technik.“
Wenigstens einmal ticken Parlamentarier richtig
Journalist Catalin Pena zeigt sich dagegen in Evenimentul Zilei erfreut über die Gesetzesänderung:
„Die Senatoren haben das Bildungsgesetz so verändert, dass künftig Hinweise und Bemerkungen zur Geschlechtsidentität an rumänischen Schulen und Universitäten verboten sind. Das ist ein Zeichen, dass es im Parlament noch genügend normale Leute gibt, was die Gesetze angeht, die uns der Herrgott gegeben hat. Auch wenn ich ansonsten oft Zweifel habe, dass die Parlamentarier noch richtig ticken und Ehrfurcht vorm Herrgott haben, wenn sie Gesetze erlassen, die sich allein an ihren Interessen orientieren und nicht an denen der restlichen rumänischen Bevölkerung.“