London bietet Hongkongern Einwanderung an
Die britische Regierung hat am Mittwoch drei Millionen Hongkongern die Einwanderung mit anschließender Möglichkeit zur Erlangung der Staatsbürgerschaft angeboten. Premier Boris Johnson hatte diesen Schritt vor einem Monat angedroht, falls China sein neues Sicherheitsgesetz tatsächlich einführen sollte. Kommentatoren bezweifeln, dass sich Großbritannien damit einen Gefallen tut.
China verprellen kann teuer werden
Die London-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung Cathrin Kahlweit fragt sich, wie weit Großbritannien in diesem Konflikt tatsächlich gehen wird:
„Der Preis für eine britische Reaktion, die mehr ist als Symbolik und Rhetorik, könnte hoch sein, wenn die Folge ein drohender Handelskrieg ist. ... Aber wird das Königreich angesichts einer drohenden, schweren Rezession und des Brexits auch auf die Milliarden chinesischer Direktinvestitionen verzichten, auf wichtige Technikimporte und auf den riesigen chinesischen Markt? ... Großbritannien wird China ökonomisch brauchen. Seine Universitäten finanzieren sich in Teilen durch chinesische Studenten. Der große Test, ob London mehr als starke Worte riskiert, kommt erst noch.“
Immigration braucht öffentliche Investitionen
Die marode britische Infrastruktur könnte eine Masseneinwanderung aus Hongkong nicht verkraften, warnt The Sun:
„Wahrscheinlich wird nur ein kleiner Teil der 2,9 Millionen Menschen, die hierherkommen könnten, dies auch tun. ... Dennoch ist es wichtig, dass die Regierung in London den zentralen Einwand der britischen Öffentlichkeit gegen den enormen Bevölkerungszuwachs der vergangenen 20 Jahre nicht vergisst: Es wurde nie genug in Wohnungen, Verkehr, Gesundheitswesen und andere wichtige Bereiche investiert. ... Boris Johnsons neues Mantra lautet 'Bauen, Bauen, Bauen'. Und er muss dies schnell tun, um - abgesehen von anderen Beweggründen - einen Zustrom von Menschen aus Hongkong bewältigen zu können.“