Volkshaus in Triest geht zurück an Slowenen
Am 13. Juli 1920 brannten italienische Faschisten das slowenische Volkshaus in Triest nieder, Auftakt zu Verfolgung und Assimilierung der slowenischen Minderheit unter Mussolini. Nun hat Italien das Gebäude an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, die Präsidenten Pahor und Mattarella besuchten erstmals gemeinsam Denkmäler in der Nähe. Bringt das die beiden Seiten in der schwierigen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte weiter?
Geste von europäischer Tragweite
Dass die beiden Staatspräsidenten bei ihrem Gedenken Hand in Hand gingen, freut La Stampa:
„Das Bild erinnert an die Geste von Helmut Kohl und François Mitterrand 1984 in Verdun, ein Symbol nicht nur für die Befriedung zwischen Deutschland und Frankreich nach den tragischen Ereignissen des Ersten und Zweiten Weltkriegs, sondern auch für den festen Willen, das europäische Projekt weiterzuführen und es über nationale Spaltungen und Groll zu stellen. … Die Geste von Mattarella und Pahor bringt - mehr als jedes Wort und jede Absichtsbekundung - den erneuerten Willen zum Ausdruck, die Völker einander näher zu bringen, um die Werte der Europäischen Union zu bekräftigen und die Solidarität der Länder im Kampf gegen die Pandemie, die Wirtschaftskrise und die sozialen Ungleichheiten zu stärken.“
Trauriger Minimalkonsens
Slowenien und Italien haben beide noch viel Geschichtsaufarbeitung zu leisten, erklärt Dnevnik:
„Italien und Slowenien haben ein ähnliches Problem mit der Geschichte. Auch wir Slowenen können die Schrecken der Nachkriegsmassaker nicht akzeptieren und die Erinnerung daran nicht aus dem Kontext der Geschichte davor und danach befreien. Aber wenn wir Italiener und Slowenen ein ganzes Jahrhundert nach den ersten faschistischen Verbrechen und fünfundsiebzig Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lediglich zugeben können, dass wir den Verbrechen unserer Vorfahren immer noch nicht ins Auge sehen können, sind wir alle zusammen bedauernswert. Die Kranzniederlegung für die slowenischen und italienischen Opfer war ein großer Schritt für die Diplomatie. Aber nur ein kleiner für die Menschheit.“
Die Geste war nicht ohne Risiko
Primorske novice fragt sich, ob die Geste des slowenischen Präsidenten Borut Pahor italienischem Geschichtsrevisionismus Vorschub leisten könnte:
„Werden die italienische Öffentlichkeit und Politik am Ende die Slowenen und Slowenien zum Dummen machen? Wird am Ende lediglich Pahors Würdigung der italienischen Opfer vermerkt bleiben, und dies der Ausgangspunkt für neue ideologische Ansichten? Die Antwort auf diese Frage hängt nicht nur von den Italienern ab. Werden diese und künftige slowenische Regierungen den Nachbarn beharrlich ermahnen, die nun unterzeichnete Verpflichtung zu verwirklichen? Und Mattarellas Würdigung der Helden von Bazovica oft genug betonen? Oder werden wir uns damit begnügen, dass unsere Fahne etwas kleiner und im Hintergrund weht? Und die Schuld dafür den Großen und Starken geben?“