Neuer Lockdown in Tschechien?
Galt Tschechien in der ersten Pandemiephase noch als Vorzeigeland, hat sich die Gesamtzahl der Corona-Infizierten in den letzten drei Wochen auf über 46.000 verdoppelt. Das sorgt für Verunsicherung: Die Regierung erwägt einen erneuten Lockdown, Gesundheitsminister Adam Vojtěch trat am Montag zurück. Kommentatoren fordern nun schnelles und kompromissloses Handeln, um Schlimmeres zu verhindern.
Jetzt bitte nicht taktieren
Staatsmännisches Handeln ohne Angst vor den Wahlen verlangt Deník:
„Wird die Krankheit nicht schnell gestoppt, wird der tschechische Herbst so aussehen wie das Frühjahr in Italien. Die Regierung darf nicht auf die Stimmen derer hören, die strenge Maßnahmen ablehnen. Die wissen nicht, wovon sie sprechen. Sie leben in ihrer eigenen, egoistischen Welt. Die Regierung darf sich auch nicht durch die nahenden Wahlen vom energischen Handeln abringen lassen. Das politische Versagen an der Wahlurne kann nicht mit dem Versagen bei der Bekämpfung des Virus verglichen werden. Das erste kostet ein paar Sitze, das zweite Tausende Leben.“
Keine Zeit für Zänkereien
Die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern hat jetzt Vorrang vor parteipolitischem Kalkül, findet auch Právo:
„Jetzt ist es die strategische Aufgabe der Regierung und der ganzen Gesellschaft, einen weiteren Lockdown von Staat und Wirtschaft abzuwenden. Premier Andrej Babiš schließt nicht mehr aus, dass erneut der Notstand ausgerufen werden muss. Die Opposition sieht für solche rasanten Schritte keinen Grund. Experten sagen etwas anderes. Wenn wir nicht das Maximale tun, könnten wir in die Lage geraten, dass die Krankenhäuser unter dem Druck von Covid kollabieren. Und das schon binnen zweier Monate.“