Darf man mit verurteilten Vergewaltigern Werbung machen?
Die litauische Gesellschaft streitet über Werbespots mit den Basketballstars Darjuš und Kšyštof Lavrinovič. Das Telekommunikationsunternehmen Telia ließ die Zwillinge für sich werben, obwohl die Brüder 1998 wegen einer Gruppenvergewaltigung verurteilt worden waren. Über Vorbildfunktion, Abschreckung und Rehabilitation debattieren die Kommentatoren.
Ansporn für alle, die Fehler wieder gutmachen wollen
Für Lrytas haben die Brüder in den 16 Jahren nach ihrer Entlassung bewiesen, dass sie genau die richtigen Werbeträger sind:
„Sie führen ein anständiges und respektables Leben, sind gute Bürger und dienen ihrem Land mit ihren sportlichen Leistungen und Charity-Initiativen. Das gehört auch zu ihrer Buße. Wenn man die Brüder Lavrinovič in der Öffentlichkeit sieht, wirken sie nie wie hochnäsige Stars, sondern sind immer freundlich und optimistisch. Deshalb dürfen und müssen sie sogar zu Werbeträgern werden. Denn sie sind das beste Vorbild für Jugendliche, die Verbrechen begangen haben. Auch wenn du einen großen Fehler gemacht hast, kannst du auferstehen, in die Gesellschaft zurückkehren, ihr dienen und sogar zu einem Basketballstar werden.“
Die richtigen moralischen Präzedenzfälle schaffen
Auch geläuterte Vergewaltiger taugen nicht zum Vorbild, hält Schriftstellerin Vaiva Rykštaitė in Lrt dagegen:
„Ich versuche mir vorzustellen, wie ich die Wahl dieser Werbeträger einem Sohn oder Bruder erklären sollte. Welche Botschaft steckt dahinter? Junge, du darfst Frauen ruhig vergewaltigen, im schlimmsten Fall musst du ein paar Jahre in den Knast, aber danach kannst du doch noch zum Star werden. Alle werden diese Frauen irgendwann vergessen. ... Heute betrachte ich die Brüder Lavrinovič ohne Hass, aber ich bin der festen Meinung, dass wir nicht nur juristische, sondern auch moralische Präzedenzfälle brauchen. Und jemand muss auch die Rolle des Sündenbocks und abschreckenden Beispiels ausfüllen.“