Corona: Dänemark lässt Millionen Nerze keulen

Dänemark lässt alle rund 17 Millionen Nerze in den Pelzfarmen des Landes töten und verhängt einen Lockdown über die Region Nordjütland. Die Tiere hatten monatelang das Coronavirus getragen und eine Mutation übertrug sich auch auf den Menschen.

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newsru.com (RU) /

Für Pelzkragen sterben sie ohne Schlagzeilen

Der Politologe Sergej Medwedew findet in einem von newsru.com übernommenen Facebook-Beitrag, die Massentötung sollte weniger Anlass zum Mitleid als zum Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zur Natur sein:

„Man hätte die Tiere auch so, ohne Getöse und fette Überschriften, in ein oder zwei Jahren getötet, für Pelzmäntel und Mützen, und niemand hätte es mitbekommen. ... Für sie war das wohl eher die Erlösung von einem qualvollen Leben. ... Es ist schon gerecht, dass uns die Natur Botschaften schickt: erste, zweite, dritte Warnung. Wenn man schon keinen Gedanken an die Qualen von Millionen Käfigtieren verschwendet, wenn man seinen Pelz demnächst in der Kälte ausführt, sollte man doch wenigstens daran denken, dass unsere Liebe zu Pelz und allerlei weiteren 'Naturprodukten' Covid hervorbringt.“

Dagens Nyheter (SE) /

Nicht die Nase rümpfen über China

Auch für Dagens Nyheter ist das mutierte Virus ein Weckruf:

„Die Tierhaltung im großen Stil verursacht ernsthafte Probleme und muss viel strenger diskutiert und geregelt werden. ... Das Muster wiederholt sich immer wieder. Das Coronavirus hat sich von sogenannten Nassmärkten, auf denen wilde Tiere dicht beieinander in engen Käfigen zusammengepfercht sind, verbreitet. Gleiches galt für Sars im Jahr 2002. Es ist leicht, sich über die Nachlässigkeit der chinesischen Behörden aufzuregen. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass es nicht nur um China geht, sondern um uns alle. Globale Vorschriften für Nachhaltigkeit wären keine Garantie dafür, dass wir nie wieder eine Pandemie haben werden. Aber sie würden viel bessere Bedingungen schaffen, sowohl für uns als auch für die Tiere.“

Berlingske (DK) /

Keine Solopartien mehr

Dringende Maßnahmen wie diese sollte die Regierung von Mette Frederiksen nicht im Alleingang entscheiden, mahnt Berlingske:

„Wir haben eine Premierministerin, die die Corona-Krise als sozialdemokratisches Soloprojekt behandelt hat und die häufig die Befugnisse der Notstandsgesetze mit Hilfe ihres Bauchgefühls ausgeübt hat. Das war die ganze Zeit unklug. Die Zeit ist reif, die Parteispitzen in die Verwaltung der Notstandsgesetzgebung mit einzubeziehen. Dadurch erhalten schwere Entscheidungen eine breite Legitimität, was die nächste Phase der Corona-Krise wohl erfordert. Diese Lehre können wir unter anderem aus der beunruhigenden Verbreitung von Ansteckungen zwischen Menschen und Nerzen ziehen.“

Jyllands-Posten (DK) /

Pelzzüchter müssen voll entschädigt werden

Die zu späte Entscheidung der Regierung treibt die Nerzzüchter in den Ruin, stellt Jyllands-Posten fest:

„Die Regierung hat den Nerzzüchtern wirtschaftliche Hilfe zugesagt, was in der Politik eine unverbindliche Zusage ist. Die tatsächliche Lage, die den Nerzzüchtern jetzt droht, erfordert eine vollständige Kompensation. Das bedeutet, dass der Staat die Farmen enteignet, so wie die Nerzzüchter dies fordern, weil es schwer oder gar unmöglich ist, sich vorzustellen, wie die Nerzbranche diese Katastrophe überleben kann.“