Estland: Ein Ministerium als private Kita
Estlands Bildungsministerin Mailis Reps (Zentrum) weiß sich im Familienalltag offenbar zu entlasten. Recherchen der Zeitung Õhtuleht zufolge kümmern sich ihr Fahrer und Angestellte des Ministeriums seit Jahren um ihre sechs Kinder. Außerdem soll sie mit dem Bus des Ministeriums Urlaub in Kroatien gemacht haben. Alleinerziehend hin oder her - estnische Medien gehen mit der Politikerin hart ins Gericht.
Warum wir nicht stillhalten konnten
Die Motivation hinter ihren Nachforschungen legt die Tageszeitung Õhtuleht dar:
„Mailis Reps hat getrickst und gelogen. Eigentlich sollte die Diskussion damit beendet sein, aber was soll man tun angesichts dessen, dass der Premier und Parlamentsmitglieder sie in Schutz nehmen? Õhtuleht hatte den Verdacht, dass Ministerin Reps unter anderem ihre Dienstwagen missbraucht. Deshalb haben wir an drei Tagen die Fahrzeuge beobachtet, um zu sehen, ob alles ethisch ist oder nicht. Wir haben nicht die Kinder verfolgt, wie uns vorgeworfen wird, sondern die Autos. Dass Kinder einsteigen, können wir nicht beeinflussen. Ebenso wie wir den Fahrer nicht beauftragt haben, einkaufen zu gehen.“
Von wegen arme Alleinerziehende
Eesti Päevaleht ist fassungslos, dass insbesondere Mitglieder ihrer Zentrumspartei nun für Reps in die Bresche springen:
„Vergleicht Ihr ernsthaft ein Regierungsmitglied mit wirklich alleinerziehenden Müttern? Vergleicht Ihr Frauen, die an der Armutsgrenze und oft ohne Unterstützung des Kindesvaters leben, mit Mailis Reps? Seid Ihr verrückt? Lebt Ihr in einer Fantasiewelt, in der Mailis Reps nicht ein mehrfaches Regierungsmitglied ist, sondern eine verletzliche Mutter, und der Vater nicht ein erfolgreicher Anwalt, sondern ein gewalttätiger Alkoholiker? Wie weit kann man sich von der Realität eigentlich entfernen?“