Erste Briten gegen Covid-19 geimpft
Großbritannien hat am Dienstag begonnen, Bürger gegen das Coronavirus zu impfen. Die 90-jährige Margaret Keenan war die erste, die das Vakzin von Biontech und Pfizer gespritzt bekam. Sie forderte ihre Landsleute auf, ebenfalls am größten Impfprogramm der Geschichte des Landes teilzunehmen. So betrachten europäische Medien die Vorreiterrolle des Brexit-Staates.
Avantgarde und Versuchskaninchen
Dass sich die Briten als erste Europäer impfen lassen, freut Hospodářské noviny:
„In gewisser Weise sind die Briten in den Augen des Westens Versuchskaninchen. Sie können entscheidend dafür sein, ob die größte wissenschaftliche, industrielle und logistische Operation, die die Menschheit jemals zu ihrer Selbstrettung unternommen hat, scheitert oder Erfolg hat. In den kommenden Wochen erwarten wir Berichte aus britischen Krankenhäusern und Seniorenheimen, eine detaillierte Analyse aller Probleme mit dem Impfstoff. Glücklicherweise hat Großbritannien bereits historische Erfahrungen dieser Art. Schließlich waren die Briten auch die ersten, die ein Parlament hatten, die Dampfmaschine erfanden oder Zeugen der ersten Fernsehsendung der Geschichte wurden.“
Gut fürs Post-Brexit-Image
Der Impf-Startschuss ist gut für das britische Selbstbewusstsein, meint La Repubblica:
„Großbritannien muss nun seinen eigenen Weg in einer von Covid-19 mehr oder weniger verwüsteten Welt gehen, außerhalb einer Union, die nicht länger als Zuflucht dienen kann. … Angesichts der Tatsache, dass der Umgang mit der Pandemie anfangs mit (tödlichen) Fehlern gespickt war, hatte es Großbritannien nun mehr als jeder andere Staat in Europa nötig, wieder als ein Zentrum der Innovation, der Effizienz und des Engagements anerkannt zu werden. Es musste dem alten Vorwurf, eine kleine Insel zu werden, so weit wie möglich entkommen. Und es durfte sich nicht als Nation mit Ambitionen einer imperialen Supermacht zeigen, sondern als europäischer Staat, der der Welt und seinen Bürgern etwas zu bieten hat.“