Doping-Sanktionen: Keine echte Strafe für Russland?
Russland wird wegen Manipulation von Doping-Daten von Olympia 2021 in Tokio und 2022 in Peking ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof Cas halbierte damit im Berufungsverfahren allerdings die von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada verhängte Vier-Jahres-Sperre - de facto ein Erfolg für Russland. Unbelastete Sportler können zudem zum Missfallen von Beobachtern als neutrale Athleten antreten.
Der reine Hohn
Den Russen wird erlaubt, unter anderer Etikette an den Spielen teilzunehmen, ärgert sich Sport-Journalistin Giulia Zonca in La Stampa:
„Das Urteil nimmt sogleich zurück, was es verkündet: Es schließt von den Sommerspielen 2021 in Tokio und den Winterspielen 2022 in Peking aus, sowie von der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, sofern sich die Nationalmannschaft qualifiziert - gewährt dann aber den Zugang zu all diesen Wettbewerben in anderer Form. Es untersagt den russischen Führern und Herrschern, auf der Tribüne zu erscheinen - und gesteht dann zu, dass man sie dennoch einlädt. Es verbietet offizielle Wappen und Symbole - und erlaubt der Kreativität dann, sie auf alternative Weise neu zu schaffen.“
Urteil greift zu kurz
Nur weil eine Strafe noch nie dagewesen ist, heißt das nicht, dass sie auch reicht, zeigt sich Le Monde unzufrieden:
„Die Cas-Entscheidung wird von der Wada als 'ein wichtiger Moment für den sauberen Sport' bezeichnet. … Aber das Urteil hinterlässt einen Beigeschmack von Unvollständigkeit. Es wird den schwerwiegenden Vorwürfen nicht gerecht und scheint nicht wirklich das Potential zu haben, ein Land, das Betrug zu seinem Nationalsport gemacht hat, hinreichend abzuschrecken. ... Die Anti-Doping-Behörden haben in den vergangenen Jahren mehr Ermittlungs- und Sanktionsbefugnisse erhalten. Doch es stellt sich die Frage, inwiefern die Sportwelt die Regeln der Behörden überhaupt respektieren kann und will.“