Tschechien lehnt Hilfe deutscher Krankenhäuser ab
Der tschechische Gesundheitsminister Jan Blatný hat das Angebot aus Deutschland ausgeschlagen, überforderte tschechische Kliniken im Grenzgebiet durch den Transport von Corona-Patienten nach Bayern und Sachsen zu entlasten: Das erwecke den Eindruck, Tschechien könne sich nicht selbst um seine Bürger kümmern. Völlig unverständlich, finden Prager Kommentatoren.
Dumme Verweigerung
Aktuálně.cz kritisiert den Minister scharf:
„Deutschland ist unser natürlicher Verbündeter. Egal, der Minister lehnt die Hilfe von dort ab. Der Bürgermeister von Cheb [Eger] sagt, es sei offensichtlich, dass der Minister nicht versteht, dass die Menschen hier seit Jahrzehnten schon keine Grenzen mehr wahrnehmen, dass sie sie frei überqueren, um einzukaufen, zu arbeiten, Sport zu treiben oder zu studieren. Wer deutsche Hilfe verweigert, ist ein Dummkopf. Zumal die Kooperation Menschen vor dem Tod retten kann und man selbst zuvor erfolglos versucht hat, die Zahl der Corona-Todesfälle zu verringern.“
Bayern liegt viel näher als Prag
Als völlig absurd bezeichnet auch Deník die Haltung der Verantwortlichen in der Hauptstadt:
„Die Lage im Krankenhaus von Cheb ist seit langem so kompliziert, dass sogar das Rathaus und die Öffentlichkeit in einer Petition forderten, die Grenze für Krankentransporte zu öffnen. Schließlich bietet Deutschland Hilfe an. Stattdessen schickt der Gesundheitsminister mit großem Pomp einen Konvoi von Krankenwagen mit Patienten nach Prag. Die Reise ins bayerische Selb hätte nicht mal eine halbe Stunde gedauert. Seither ist das Krankenhaus in Cheb wieder voll. Das Öffnen der Grenze wird jedoch noch immer nicht in Betracht gezogen. Was wäre, wenn Deutschland später im Notfall Hilfe von uns wollte?“