Litauen: Streit um Istanbul-Konvention und LGBT
Im Herbst hatte die liberal-konservative Koalition in Litauen die Istanbul-Konvention und ein Gesetz zu Legalisierung ziviler Partnerschaften von LGBT auf die Tagesordnung gesetzt. Inzwischen ist die daraus entstandene Debatte eskaliert. LGBT-Gegner drohen dem offen homosexuellen Vorsitzenden des Ausschusses für Menschenrechte und haben 300.000 Unterschriften gesammelt, um ihn abzusetzen. Andererseits werden katholische Priester angefeindet.
Wir wollen doch alle keine Gewalt
Auf dem christlich-konservativen Portal Bernardinai versucht Publizistin Toma Bružaitė zu beschwichtigen:
„Die Europäische Kommission hat erklärt, dass 'Gender' nicht das männliche und weibliche Geschlecht ersetzt. ... Die Konvention verpflichtet die Länder auch nicht, andere Geschlechter zu legalisieren. Sie bedroht auch keine traditionellen Werte. Sie besagt lediglich, dass keine Gewalt durch Kultur, Tradition oder Religion legitimiert werden darf. Ich glaube nicht, dass die Gegner der Konvention Gewalt gegen Trans- und Homosexuelle wirklich befürworten. Deshalb sollte wieder Ruhe einkehren. Die Konvention verpflichtet einfach, jeden Menschen vor Gewalt zu schützen. Und wir sind doch ein christliches Land und ich habe keine Zweifel, dass unsere Kirche auch weiterhin das Recht aller Menschen auf Respekt verteidigen wird. Mit oder ohne Konvention.“
Antiliberalen Moralaposteln auf den Leim gegangen
Die litauische Gesellschaft lässt sich von absurden Mythen in die Irre leiten, bedauert Publizist Arkadijus Vinokuras auf Delfi:
„Die Partnerschaft von Homosexuellen und die Istanbul-Konvention als eine Apokalypse - wenn man der Argumentation der 'richtigen Moral' zuhört, wird eines klar: Man möchte Litauen in das Mittelalter zurückwerfen. Homosexuellen wird der Krieg erklärt, begründet mit den niedrigsten, von den Religionen geprägten Ängsten, Aberglauben und Hass gegen die Anderen. Und mit Lügen über die Istanbul-Konvention, die der durchschnittliche Bürger gar nicht gelesen hat. Dann spielt es auch keine Rolle, dass 36 Länder die Konvention unterschrieben haben, darunter auch stark katholisch geprägte Länder wie Polen, Malta und Irland.“