Frankreich legt vor: Geht es auch ohne Lockdown?
In Frankreich liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 252,5 (Stand vom 17.03.). Trotzdem plant die Politik derzeit keinen neuen harten Lockdown, Geschäfte bleiben offen, in den Schulen herrscht überwiegend Normalbetrieb. Stattdessen will man auf eine strenge Maskenpflicht, Ausgangssperren und Tests setzen, bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Kommentatoren finden das durchaus nachvollziehbar.
Schockeffekt ist weg
Les Echos glaubt nicht, dass ein neuer Lockdown in Frankreich wirkungsvoll wäre:
„Obwohl Restriktionen grundsätzlich die effektivste Maßnahme bleiben, kann man doch nicht länger auf eine radikale Wirkung der vorgeschlagenen Verschärfung der Gesundheitsvorschriften wetten. Aus mehreren Gründen. Erstens gibt es bereits mehrere Restriktionen im Land (Ausgangssperre, geschlossene Branchen). Es wäre also kein Unterschied wie Tag und Nacht. Außerdem würde man neue Auflagen nur sehr begrenzt respektieren, und das ist einer der Gründe, die die Regierung zögern lassen. Der Überraschungseffekt des ersten Lockdowns und die Angst vor einem damals unbekannten Virus werden sich nicht wiederholen. Die Franzosen haben diesen Herbst gezeigt, dass sie gelernt haben, mit Ausgangs-Bescheinigungen geschickt umzugehen.“
Gastronomie als Treffpunkt unersetzlich
Le Soir macht auf die wichtige soziale Funktion von Cafés, Bars und Restaurants aufmerksam:
„Tresen, Theken und Terrassen sind Teil unseres Lebens. Dort plaudern wir, haben Spaß, arbeiten, beobachten das Geschehen, hören zu, trinken und essen. Diese kleinen Schenken, Tavernen, Bistros, Kaffeehäuser, Bars und Cafés sind essentiell. ... Der beste Beweis ist, dass die Brüsseler sich alle Mühe geben, um sie zu unterstützen. Heute Morgen hat die Brüsseler Organisation Growfunding für ihre Kampagne Zuur (bitter, wie der Geschmack geschlossener Coffeeshops) die 500.000-Euro-Marke an Spenden überschritten. ... Was sehen wir zurzeit? Riesigen Druck auf Parks und Plätze, wo sich Menschen versammeln und Alkohol trinken. ... Spontane Versammlungen sind schwer zu kontrollieren, während die Terrasse eines Betriebs (zumindest im Prinzip) die Kontrolle der Anwesenheit, der Zeitpläne und des Verbrauchs erleichtert.“