Metoo-Skandal treibt Estland um
In Estland hat eine Fußballspielerin eine umfangreiche Metoo-Debatte ausgelöst. Wie sie nun öffentlich machte, wurde sie als 14-Jährige von ihrem damals 52 Jahre alten Trainer Getúlio Aurelio Fredo in eine mehrere Jahre dauernde sexuelle Beziehung hineingezogen. Beobachter sind skeptisch, ob die nun diskutierte Anhebung des Konsensalters von 14 auf 16 Jahre das eigentliche Problem lösen kann.
Alle haben weggeschaut
Der sozialdemokratische Abgeordnete Hannes Rumm bezweifelt in Lääne Elu, dass die Anhebung viel bringen würde:
„Hätte der Fußballtrainer es unterlassen, seine Machtposition auszunutzen, wenn im Strafgesetz statt 14 die Ziffer 16 stünde? ... Das können wir nicht wissen. Wohl haben wir aber von dem missbrauchten Mädchen erfahren, dass ihr 'Verhältnis' mit dem über fünfzigjährigen Trainer allgemein bekannt war - sowohl beim Club, als auch unter den anderen Spielern, und wohl auch bei vielen Eltern. Selbst wenn so ein 'Verhältnis' in den Rahmen des Gesetzes passt: Wie ist es möglich, dass kein Mitwisser das Thema bei der Clubleitung angesprochen hat? ... Es ist einfach, das fehlerhafte Gesetz zu beschuldigen. Viel schwerer ist es, die Verletzbaren zu schützen, wenn es eigentlich möglich ist.“
Anhebung des Konsensalters wäre hilfreich
Õhtuleht glaubt, dass eine Erhöhung des Konsensalters zumindest einen Beitrag zum Schutz potentieller Belästigungsopfer leisten könnte:
„Spiegelt das Konsensalter 14 das Verständnis der Gesellschaft wider, wie eine Beziehung aussieht, in der beide Beteiligten gleichberechtigt und ausreichend gesetzlich geschützt sind? Eher nicht, wie man aus den Reaktionen zu dem Fall schließen kann. ... Es steht in der Macht der Politiker, ein zusätzliches Hindernis zu schaffen. ... Sicher, auch die Erhöhung des Konsensalters auf 16 gewährleistet nicht, dass keine Beziehungen mehr entstehen können, an die man später mit Grauen und Bedauern denkt, oder dass diejenigen verschwinden, die sich trotz drohender Bestrafung Minderjährigen annähern. ... Zumindest einigen Jugendlichen würde aber Leid erspart.“