Fünf Jahre nach den Terroranschlägen von Brüssel
In Brüssel wurde am Montag im Rahmen mehrerer Veranstaltungen der Opfer der Terroranschläge vom 22. März 2016 gedacht. Bei den vom IS für sich reklamierten Selbstmordattentaten im örtlichen Flughafen sowie der Metrostation Maelbeek kamen 32 Menschen ums Leben, 340 wurden verletzt. Die Prozesse gegen die verbliebenen Verdächtigen sollen im September beginnen.
Würde statt Mitleid
Es ist wichtig, dass die Justiz die Opfer im Blick behält, drängt La Libre Belgique:
„Niemand sinnt auf Revanche. Aber alle erwarten, dass Gerechtigkeit geübt und die Wahrheit aufgedeckt wird. … Die Hauptverantwortlichen, die offenbar tot sind, werden nicht anwesend sein. Sie werden jedoch verurteilt werden. Die Opfer brauchen kein Mitleid, sondern Würde. ... Sie wollen an die Menschlichkeit glauben und nach vorne blicken. Es wäre eine Würdigung für sie, wenn man den Empfehlungen des Untersuchungsausschusses des Parlaments zu den Attentaten vollständig folgt, denn diese basieren zum Teil auf dem Gefühl der Opfer, im Stich gelassen worden zu sein - von der komplexen Verwaltung, den Versicherungen und ganz allgemein dem auf ein solches Desaster schlecht vorbereiteten belgischen Staat.“
Corona-Regeln spielen Extremisten in die Hände
Der derzeit ausschließlich digitalen Terrorprävention entgleiten zu viele junge Menschen, sorgt sich der Brüsseler Politologe Sébastien Boussois in Le HuffPost:
„Wie lange halten wir noch mit der Online-Sensibilisierung durch? Die Frage stellt sich in Anbetracht der Tatsache, dass die Radikalisierung stets die Nischen in der Distanz zwischen den Menschen nutzt: zwischen unseren Jugendlichen und den Institutionen, zwischen den Jugendlichen und ihren Familien, zwischen den Jugendlichen, ihren Hoffnungen und der Realität. Der IS und extremistische Gruppen aller Art schreiten unterdessen weiter voran. ... Die gesellschaftliche Distanzierung in Folge der Corona-Epidemie könnte in den kommenden Jahren viel schlimmere Konsequenzen für uns haben als die seit einem Jahr mühsam umgesetzte Distanzierung zu gesundheitlichen Zwecken.“