China: Boykott gegen westliche Textilgiganten
Das schwedische Unternehmen Hennes und Mauritz (H&M), aber auch Firmen wie Nike und Adidas sehen sich in China gerade einer umfangreichen Boykottkampagne ausgesetzt. Hintergrund ist, dass sie - teilweise schon vor Monaten - erklärt hatten, wegen der Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren nunmehr keine Baumwolle aus der Provinz Xinjiang beziehen zu wollen.
Eigentlich geht es um die Sanktionen
Dass der Boykott genau jetzt kommt, ist kein Zufall, meint Polityka:
„Das plötzliche Aufwachen der kommunistischen Jugend und ihre Entdeckung der alten H&M-Pressemitteilung [vom September 2020] korreliert mit den Sanktionen, die die EU, Großbritannien, Kanada und die USA gegen führende Parteimitglieder und Unternehmen aus Xinjiang im Zusammenhang mit der Verfolgung der Uiguren verhängt haben. ... Der Angriff auf H&M und andere Firmen, die Baumwolle boykottieren, die möglicherweise aus Arbeitslagern kommt, sollte als möglicher Beginn eines noch intensiveren Streits zwischen Peking und dem Westen verstanden werden.“
Blauäugig kann sich niemand mehr geben
Deutlich wie selten zeigen sich die Schattenseiten des Geschäftemachens mit und in der Volksrepublik, kommentiert China-Korrespondent Fabian Kretschmer in der taz:
„Jedes europäische Unternehmen muss unweigerlich einen moralischen Drahtseilakt hinlegen, wenn es am boomenden Konsumentenmarkt von 1,4 Milliarden Einwohnern teilhaben möchte. ... [Pekings] Kernbotschaft lautet: Wer nicht nach unserer Pfeife tanzt, bekommt unseren wirtschaftlichen Zorn zu spüren. Das mag zwar moralisch bedauerlich sein, ist jedoch nüchtern betrachtet die Realität der Dinge. Europäische Unternehmen sollten sich jedoch im Klaren sein, worauf sie sich einlassen. Spätestens nach dem Fall von H&M kann niemand mehr sagen, man hätte von nichts gewusst.“
Investitionsabkommen nicht ratifizieren
Die Boykott-Kampagne in China sollte den Politikern nach Meinung von Expressen die Augen öffnen:
„Wollen wir wirklich den Chinesen mehr Möglichkeiten geben, sich europäische Firmen einzuverleiben vor dem Hintergrund einer zunehmend autoritären Richtung der vergangenen Jahre? Wenn wir dem Abkommen beipflichten, würden wir praktisch die harten Methoden mit einer Art In-Ordnung-Stempel absegnen. Das macht die Diktatur nicht versöhnlicher, im Gegenteil. Das Investitionsabkommen mag auf dem Papier 'die Voraussetzungen gleicher machen'. Der Boykott von H&M gibt ein deutlicheres Signal, worauf wir uns in Zukunft einstellen müssen.“