Wende im Umgang mit Brigate Rosse
Die französische Polizei hat am Mittwoch sieben italienische Ex-Aktivisten linker Terrororganisationen, mehrheitlich der Brigate Rosse, verhaftet und will sie ausliefern. 1985 hatte Frankreichs Präsident Mitterrand ihnen Asyl angeboten, mit der Begründung, dass sie in Italien keine fairen Prozesse bekämen. Bekannt wurde diese Politik als Mitterrand-Doktrin. Nun wird eine Konzession Macrons an Draghi dahinter vermutet.
Späte Gerechtigkeit
Die Festnahme der Aktivisten, denen die Beteiligung an terroristischen Attentaten vorgeworfen wird, lässt die Italiener aufatmen, beobachtet La Stampa:
„Es gibt das kollektive Gefühl, dass eine tiefe Wunde in den politischen und diplomatischen Beziehungen zwischen Italien und Frankreich heilt. Das ist auch der Überzeugung der Italiener geschuldet, dass Frankreich mit der Mitterrand-Doktrin eine inakzeptable demokratische Diskriminierung gegen unser Land gerichtet hatte. Es war in der Tat an der Zeit, dass nach fast 40 Jahren das Urteil über einen angeblich mangelnden Schutz der Menschenrechte in der italienischen Gesetzgebung, auf dem das in Frankreich gewährte Asyl für Terroristen beruhte, für völlig unbegründet erklärt wurde.“
Und was ist mit rechtsextremer Gewalt?
Bei politisch motivierter Gewalt wird mit zweierlei Maß gemessen, erzürnt sich Il Manifesto:
„Wie kommt es, dass über den faschistischen Massakern der 1960er und 1970er Jahre, an denen Organe des italienischen Staats direkt beteiligt waren, immer noch ein dichter Nebel liegt, der - gemeinsam mit der Straflosigkeit - jede Erinnerung tilgt? … Wie kommt es, dass wir das Belpaese der ungesühnten Massaker der Schwarzen [Rechtsextremen] sind, während über den bewaffneten Kampf der Roten [Linksextremen] alles bekannt ist und alle Schuldigen entweder tot sind oder Jahrzehnte im Gefängnis verbüßt haben und sie immer noch verbüßen?“