Rumänien: Streit nach Bärenabschuss
Ein Jagdausflug des Prinzen Emanuel von und zu Liechtenstein sorgt in Rumänien für Aufruhr. Er hatte im März in den Karpaten einen Braunbären erlegt, der nicht für den Abschuss hätte freigegeben werden dürfen. Umweltschützer klagen, dass der größte lebende Bär Rumäniens getötet wurde. Die Presse beleuchtet die unterschiedlichsten Gesichtspunkte des Vorfalls.
Überpopulation eindämmen
Umweltschutzorganisationen wie Agent Green bauschen den Zwischenfall unnötig auf, ärgert sich Krónika.
„Die Umweltschützer brauchten einen Sündenbock - den die Agent Green jetzt glücklicherweise gefunden hat - um die Möglichkeit der Kontrolle der überzähligen Bärenpopulation erneut zu torpedieren. Das zuständige Ministerium in Bukarest ist sofort zurückgewichen.“
Welche Rolle spielt hier die Größe?
Grundsätzliche Reflexionen über den Wert eines Tierlebens stimmen Új Szó nachdenklich:
„Was ist, wenn [Prinz Emanuel] mit seinem Auto unterwegs eventuell auch einen Hase überfahren hat? Sowohl der Bär als auch der Hase haben nur ein Leben. Beide sind Tiere. Gut, der Bär ist natürlich groß. Im Vergleich mit ihm ist der Hase klein. Deswegen ist die Bären-Wilderei empörend, während die Hasen... die sind eben nur Hasen. Je größer also ein Tier ist, desto empörender ist sein Tod?“
Bären sterben, wo die Korruption blüht
Da dem Jäger Wilderei vorgeworfen wird, wird der Fall strafrechtlich untersucht. Kolumnistin Iuliana Roman-Popovici hofft in Republica.ro, dass die Schuldfrage tatsächlich geklärt wird:
„Urwälder und wilde Tiere findet man nicht an Orten, die vom Fortschritt geprägt sind, im Gegenteil. Man findet sie in Ländern, wo Korruption und Armut blühen. Länder, die ihren 'größten Bären' in Europa noch für 7.000 Euro verkaufen [geschätzter Preis für den Abschuss], nicht aus Armut, sondern aus Dummheit, aus Mangel an ökologischer Bildung, weil es an Harmonie mit der Natur fehlt. Die Justiz wird uns nun sagen müssen, ob wir es hier mit einem strafrechtlichen Fall von Wilderei zu tun haben, mit der Tötung eines geschützten Tieres in einem Naturschutzreservat. … Ich hoffe nur, dass es zum Schluss von der ehrwürdigen Justiz nicht heißt, dass Bär Arthur an allem Schuld war.“
Nicht noch Öl ins Feuer gießen
Politiker der regierenden Parteien PNL und USR hatten aufgerufen, die Riegersburg des Prinzen in Österreich, eine Touristenattraktion, zu boykottieren. Newsweek Romania ist fassungslos:
„Wir kehren Schritt für Schritt ins Jahr 1990 zurück, wo wir die Ausländer hassten, als es Slogans gab wie: 'Wir verkaufen unser Land nicht' und wo wir vom starken Staat träumten, der uns allen etwas abgeben würde. Die Anführer von PNL und USR gießen Öl in genau dieses Feuer, statt sich dieser Form von Populismus entgegenzustellen, statt nach Lösungen zu suchen, um die Welle des hysterischen Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit zu dämpfen. … Auf eine Art und Weise kann man sie sogar verstehen, warum sie das tun: Seit Monaten sind sie an der Regierung, doch bislang haben sie nur gestritten, so dass sie sich jetzt an jedes Thema klammern, das sie populärer macht.“