Halal oder Haram? Eine Impf-Broschüre in der Kritik
Die Politik in Europa steht vor einem neuen Problem: Nicht jeder, der sich impfen lassen könnte, tut dies auch. In Dänemark hat die Gesundheitsbehörde nun gemeinsam mit muslimischen Organisationen eine Info-Broschüre herausgegeben. Denn in Gegenden mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil wird weniger getestet und geimpft. Doch die Presse ist alles andere als begeistert.
Der Staat setzt seine Autorität aufs Spiel
Für Jydske Vestkysten ist die Initiative ein Fehler:
„Wenn eine staatliche Behörde eine Broschüre mit dem Titel 'Fragen und Antworten zum Islam und der Impfung gegen Covid-19' herausgibt, ist das ein unseliger Kniefall vor einer Religion. Nicht zuletzt deshalb, weil viele ihrer Anhänger den Islam höher werten als die dänische Demokratie und den dänischen Staat. Und diese Haltung ist Gift für eine funktionierende Demokratie. Unsere gewählten Politiker und ihre Beamten sind die höchste Autorität in der dänischen Gesellschaft. Das Bild wird verwischt, wenn die Gesundheitsbehörde diese Form der Zusammenarbeit sucht.“
Im Alltag haben Imame sonst auch nichts zu melden
Auch Kristeligt Dagblad ist die Broschüre ein Dorn im Auge:
„Praktisch wird das so gelesen werden, als gäben die Behörden dem Islam ihren Segen. Rund um das Thema Tests und Impfungen wird nun theologisch begründet, was zugelassen und was verboten ist - halal oder haram. Das ist sonderbar, besonders weil viele Muslime den Imamen bei alltäglichen Dingen nicht eine solche Autorität beimessen. Nur eine klare Minderheit der Muslime geht regelmäßig zum Freitagsgebet.“