Migration: London will "radikalste Änderungen"
Großbritannien will sein Asylrecht deutlich verschärfen. Innenministerin Priti Patel sprach von den "radikalsten Änderungen seit Jahrzehnten". Geplant sind lebenslange Haftstrafen für Schleuser, das Abfangen von Booten auf offener See und Auffangzentren in Drittstaaten. Wer illegal einreist, soll von vornherein weniger Rechte erhalten. Nicht nur Hilfsorganisationen reagierten entsetzt.
Wider alle Regeln und jede Vernunft
Als völlig fehlgeleitet bewertet The Times die Pläne der Regierung:
„Wenn für einen Teil der Asylbewerber nun die Chancen deutlich reduziert werden, dass ihr Antrag überhaupt als zulässig bewertet wird, verstößt das nicht nur gegen den Wortlaut, sondern auch gegen den Geist der verschiedenen Flüchtlingskonventionen, die Großbritannien unterzeichnet hat. Anders als von vielen angenommen, wird das Recht, Asyl zu beantragen, nicht dadurch abgeschwächt, dass man durch sichere Drittländer gereist ist oder sich dort aufgehalten hat. Auch wird der Anspruch auf Asyl nicht durch eine illegale Einreise gemindert. Denn zu dieser sind viele, wenn nicht gar die meisten, einfach gezwungen.“
Ohne Einwanderung kein Fußballfest
Auf Twitter hat Innenministerin Priti Patel dem englischen Team zum Einzug ins EM-Finale gratuliert. Wie scheinheilig, kritisiert New Statesman:
„Hätte Patel bereits vor zwanzig Jahren das Innenministerium geleitet, gäbe es das englische Team von 2021 schlicht nicht. ... Wie so viele der meistgeschätzten Institutionen des Landes, baut auch die englische Mannschaft auf die Arbeitskraft von Einwanderern auf. Harry Kane ist Sohn eines Iren, der von Galway nach London zog. ... Bukayo Sakas Eltern sind Nigerianer. Raheem Sterling wurde in Jamaika geboren. Ben Chilwell wanderte von Neuseeland nach Großbritannien aus. Insgesamt 13 Spieler von Englands 26-köpfiger Mannschaft hätten eine andere Nation vertreten können.“